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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Jean Sibelius

Klavierwerke

Leif Ove Andsnes

Sony Classical 88985408502
(67 Min., 12/2016)

Von Jean Sibelius ist die Anmerkung überliefert, dass das Klavier im Grunde ein wenig zufriedenstellendes Instrument sei. Und wie er an anderer Stelle einmal klar machte, habe er lediglich Klavierwerke geschrieben, um sich damit etwas hinzu zu verdienen. Von seinen insgesamt 120 Opusnummern sind immerhin nicht nur 20 dem Klavier gewidmet, rund 120 Einzelstücke verteilen sich darin auf Zyklen und Sammlungen. Der (finanziell wohl ertragreiche) Output des Klavierkomponisten Sibelius kann sich also sehen lassen. Trotzdem sollte es lange dauern, bis sich endlich auch bedeutende Pianisten damit auseinandersetzten. Einen wichtigen Anteil an der Renaissance dieses Klavierwerks hat rückblickend natürlich der kanadische Jahrhundertpianist Glenn Gould mit seiner Aufnahme aus dem Jahr 1977 gehabt. „Sibelius schrieb nie gegen das Wesen des Klaviers. Er war imstande, einen bedeutenden Beitrag für das viel zu begrenzte Klavierrepertoire des spätromantischen Zeitalters zu schaffen“, so Gould damals im Begleittext zu der u.a. eingespielten Suite „Kyllikki“ op. 41. 40 Jahre später gehören diese drei aufwühlenden, lyrisch geheimnisvoll dahingleitenden und dann wieder beschwingten Klavierstücke mit zu den Höhepunkten des Sibelius-Recitals von Leif Ove Andsnes. Denn auch hier kann er dank seiner Erfahrung als Chopin- und Liszt-Interpret nicht nur mit einem unendlichen Farb- und Nuancenreichtum aufwarten. Die Stimmungsbögen hat Andsnes von jeglichem romantischen Pathos befreit. Womit er einen immer auch bis auf den Grund dieser eindringlichen, nordischen Klaviergeschichten holen kann. Das Repertoire, mit dem der Norweger nun seine lange Beschäftigung mit dem von ihm so hoch geschätzten Komponisten vorerst gekrönt hat, reicht von zwei frühen Impromptus aus dem Opus 5-Heft bis zu den 1929 entstandenen „Fünf Skizzen“. Und selbst dort, wo – wie in der „Barcarola“ ein im 19. Jahrhundert beliebtes Hin- und Herwiegen klanglich zelebriert wird –, blickt Andsnes mit seinem Spiel übers Klischeehafte weit hinaus und verwandelt diese Ballade in ein nordisches Märchendrama ohne Worte. Das und noch viel mehr gibt es auf diesem Album zu entdecken. Was für den Pianisten Andsnes, aber vor allem für den Komponisten Sibelius spricht.

Guido Fischer, 07.10.2017


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