Sony 88985360192
(59 Min., 11/2016)
Auch wenn das Violakonzert des Engländers William Walton zum Standardrepertoire für dieses Streichinstrument zählt, so hört man es trotzdem nicht alle Nase lang. Der Grund dafür ist wenig überraschend. Wie bei ähnlich präsentablen Stücken für die Viola liegt die tatsächliche geringe öffentliche Präsenz des Walton-Konzerts wohl auch am Image des Viersaiters. Die Bratsche in der Solistenrolle – das mutet irgendwie noch immer leicht exotisch an. Aber da gibt es ja Nils Mönkemeyer, der selbst so einem eklektizistischen Stück wie dem 1929 von keinem geringeren als Paul Hindemith uraufgeführten Konzert Farben und Stimmungen entlockt, die man in ihm niemals vermutet hätte. Schon allein im Finalsatz stellt Mönkemeyer sein ganzes Können unter Beweis, wenn er dieses rund 14-minütige Allegro moderato mit aller Finesse, mit ultraschlankem Ton, magisch ausbalanciertem Pianissimo sowie innerer Ruhe weniger spielt als feiert. Dieses mächtig unterschätzte Werk, das zwischen spätromantischem Klageton und zeitgemäß neo-klassizistischem Drive à la Strawinski changiert, bildet nun den Einstieg in ein Programm, das die Viola vorrangig von ihrer lyrischen bis nachdenklichen Seite zeigt. Ob in Max Bruchs ursprünglich für Cello komponierter Elegie „Kol Nidrei“, in dessen tatsächlich für Bratsche und Orchester geschriebenen Romanze op. 85 oder in der dramatischen Meditation „Fratres“ vom estnischen Komponisten Arvo Pärt – stets erweist sich Mönkemeyer auf seinem Instrument als ein Sänger, der mit seinem verlockenden Legato-Spiel für großes Seelenkino sorgt, ohne sich bei diesen oftmals beklemmend schönen Stücken nur ein einziges Mal der Tränendrüse zu bedienen. Erheblichen Anteil an dieser packenden Produktion haben auch Mönkemeyers Partner, die hochsensibel die fragilsten Notenverästelungen auslotenden Bamberger Symphoniker unter Leitung von Markus Poschner.
Guido Fischer, 19.08.2017
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