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Man bräuchte sich nicht zu wundern, wenn Kate Royal die letzten beiden Jahre zu Kopfe gestiegen wären: Aix und Covent Garden, ein Exklusivvertrag mit einem Majorlabel und überhaupt das Gefühl, plötzlich eine von den Sängerinnen zu sein, um die sich alle Welt reißt und die man vor Kurzem noch selbst ehrfürchtig bewundert hatte. Ein bisschen muss der Rummel, der nach ihrem Einspringerinnen- Erfolg als Pamina in Glyndebourne über die gerade erst 26-Jährige hereinbrach, sich angefühlt haben wie in diesen »Plötzlich Prinzessin «-Filmen, und derzeit sieht es auch so aus, als ob die Geschichte für die Hauptdarstellerin gut ausgehen würde. Denn die hochgewachsene, junge Frau bringt nicht nur einen schönen Sopran und die nötigen good looks für eine Medienkarriere mit – Kate Royal weiß auch, dass es einen kühlen Kopf braucht, wenn man da bleiben will, wo einen das Glück hingespült hat. Schon auf dem Frühstückstisch ihres Berliner Hotels liegt eine dicke Händelpartitur als Morgenlektüre. 2009, erklärt Royal, sei ihr Händeljahr, und da sei noch eine Menge Stoff zu lernen. Doch Kate Royals Leidenschaft gehört auch den Opern des 20. Jahrhunderts, und sogar ihren Plattenvertrag unterschrieb sie nur unter der Bedingung, dass auch diese Seite ihres Repertoires angemessen berücksichtigt werden würde. Vielleicht kommt die Abneigung dagegen, bloß »noch eine« Mozart-Strauss-Sopranistin zu sein, daher, dass Royal klassikfern als Tochter eines Popsängers und einer Tänzerin aufwuchs. Vielleicht ist sie aber auch einfach nur eine moderne junge Frau, die in der Musik einen Spiegel ihrer eigenen Gefühle sucht. »Viele Opernfrauen des 20. Jahrhunderts halte ich psychologisch einfach für interessanter – da findet oft ganz viel an Entwicklung unter der Oberfläche statt.« »My Little Baby« nennt Royal zärtlich diese CD, deren Programm sie selbst zusammengestellt hat. Einen ganzen Haufen Partituren habe sie gewälzt, bis die endgültige Auswahl getroffen war. Wohin sie ihr Weg in den kommenden Jahren noch führen wird? Sie sei zwar noch recht jung, aber sie habe einen ziemlich guten Instinkt dafür, was ihrer Stimme bekommt. Und lächelt dabei selbstbewusst und professionell. Wie eine Prinzessin das eben so macht.
Jörg Königsdorf, 29.03.2014, RONDO Ausgabe 3 / 2009
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