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Mit Gegenwind kannte sich Gérard Mortier aus. Denn nicht überall, wo der Belgier den Opernbetrieb auf Vordermann bringen wollte, herrschte zunächst gespannte Ruhe. Als Mortier etwa 2004 den Pariser Operntanker übernahm, ging gleich die konservative Lokalpresse auf die Barrikaden, weil er keine einzige französische Oper für die erste Spielzeit ausgesucht hatte. „Hier gibt es kein vernünftiges Feuilleton und keine mutigen Denker. Vergleichen Sie einmal Bernard-Henri Lévy und Jürgen Habermas, dann merken Sie den Unterschied“, konterte Mortier die Vorwürfe und war nach fünf Jahren wieder weg. Wer sich Mortier holte, der musste eben darauf gefasst sein, dass mit ihm der Mainstream ausgedient hat. Für avancierte Regie-Konzepte lud er von jeher solche Quergeister wie Peter Sellars, Christoph Marthaler und La Fura dels Baus ein. Und auch die zeitgenössische Oper förderte er ohne Furcht vor Misserfolgen. So ging auf seiner letzten Station, am Madrider Opernhaus Teatro Real, die Uraufführung der Schwulenoper „Brokeback Mountain“ ziemlich in die Hose. Doch ob als Leiter der Brüsseler Oper La Monnaie, der Salzburger Festspiele oder der von ihm mitinitiierten Ruhrtriennale, bei der seit 2002 Musik in die stillgelegten Zechen, Kokereien und Maschinenhallen des Ruhrgebiets einzieht – überall hat Gérard Mortier wie kein Zweiter die gute alte Tante Oper aus dem Tiefschlaf gerissen. Und ein Nachfolger für Mortier, der jetzt im Alter von 70 Jahren an Krebs gestorben ist, ist wohl auf lange Zeit nicht in Sicht.
Guido Fischer, 05.04.2014, RONDO Ausgabe 2 / 2014
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