Startseite · Künstler · Gefragt
RONDO: Meine Herren, können Sie mir beschreiben, wo Sie sich gerade befinden?
Martin Stadtfeld: Ich bin zu Hause am Computer.
Jan Vogler: Ich bin in Dresden in meiner Wohnung.
RONDO: Sie haben gemeinsam die frühen Gambensonaten von Bach eingespielt. Herr Stadtfeld, Bach hat Sie berühmt gemacht. Was ist das für ein Gefühl, wenn man Bach zu zweit spielt? Müssen Sie immer miteinander verschmelzen oder darf man den anderen auch mal ein wenig anpeitschen?
Stadtfeld: Wir peitschen uns immer gegenseitig an, im Konzert wie in der Aufnahme. Aber zugleich suchen wir auch immer die Balance. Das Geflecht der drei Stimmen, das in seiner Komplexität etwas Kosmisches hat, das lieben wir beide.
Vogler: ;-) Gut gesagt! Und es gibt genug Gemeinsamkeiten UND Unterschiede – die Grundlage für eine interessante Kommunikation.
RONDO: Wann wird es für Sie »komisch«, Herr Stadtfeld?
Stadtfeld: Sie meinen »kosmisch«?
Vogler: Die Tücken des Chats ... ;-)
RONDO: LOL. Das war ein Freud’scher Verschreiber ... sozusagen ;-)
Stadtfeld: Kosmisch wird es, wenn sich die Balance einstellt, die Balance des Gefühls, wenn alles leicht wird, wenn es zum Spiel wird, wie es Schiller betont hat. Kennen Sie Schiller? Nicht den von der Lang-Lang-CD :-) Und wenn die Kraft der Musik uns gemeinsam wegträgt ...
RONDO: Nehmen Sie Rücksicht auf das, was man über Sie schreibt?
Vogler: ;-) ;-) ;-)
Stadtfeld: Ich versuche mich an Folgendes zu halten: Wenn mich die schlechten Kritiken nicht interessieren, dürfen es auch die guten nicht.
Vogler: Oh, das ist aber eine harte Regel, Martin! Ich lese es mal mit mehr und mal mit weniger Interesse.
RONDO: Also der eine liest, der andere nicht?
Stadtfeld: Meine Güte, ich gebe zu: Ich lese alles.
RONDO: Jetzt müsste man wissen, ob sie dies mit Ironie geschrieben haben oder nicht.
Stadtfeld: Ich lese wirklich fast alles. Ich lese oft und gern Kritiken in kleinen Zeitungen: Die sind wirklich noch eindringlich und liebevoll mit der Sache beschäftigt. Dort ist das Spiel noch nicht so abgekartet.
Vogler: Ich finde, man kann das alles relativieren. Die Reflexion in der Presse gehört zu unserem Job!
RONDO: Der eine von Ihnen beschäftigt Komponisten, die über Abu-Ghuraib komponieren. Der andere zieht in die Klassenzimmer, um Kinder für Musik zu begeistern.
Vogler: Beides klingt interessant ... ;-)
Stadtfeld: Jan ist ja viel politischer als ich. Ich suche immer nur das Glück. Wenn ich Kindern ein bisschen Musik vermitteln kann und wunderbare Reaktionen bekomme, von denen ich lernen kann, dann macht mich das glücklich.
RONDO: Sehen Sie sich als einen politischen Menschen, Herr Vogler?
Vogler: Präziser wäre: politisch interessiert. Und das ist Martin sicher auch. Wenn ich durch ein Werk Menschen zum Nachdenken bringe, dann macht mich das glücklich.
Stadtfeld: Ich bin politisch interessiert, aber immer misstrauisch. Ich sehe unbedingte Größe immer nur in der Kunst, und das ist sicherlich falsch.
Vogler: Nein, das ist sicher richtig! Denn was von einer Kultur nach Hunderten von Jahren bleibt, ist ihre Kunst.
Tomasz Kurianowicz, 08.03.2014, RONDO Ausgabe 5 / 2009
Aller guten Dinge
Drittes Album bei Berlin Classics, bestehend aus drei Scheiben, drei von ihr eingeweihte Orgeln: […]
zum Artikel
Reich an Musik
Die Gitarre ist sein Leben – und kaum ein anderer Musiker hat den Jazz auf sechs Nylon-Saiten […]
zum Artikel
Musikalische Hochgenüsse
Mit den Alpen vor der Haustür sorgt der Allgäuer Oberstdorfer Musiksommer auch diesmal für […]
zum Artikel
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Auf Anregung seines Lehrers Carl Friedrich Zelter schrieb der blutjunge Felix Mendelssohn Bartholdy im Alter von 12 bis 14 Jahren zwölf Streichersinfonien im Zeitraum von 1821 bis 1823. Diese Werke bildeten sein Übungs- und Experimentierterrain für den musikalischen Satz, die Instrumentation und die sinfonische Form. Mendelssohn überschrieb die Stücke, die er mal mit drei und mal mit vier Sätzen gestaltete, wechselweise mit „Sinfonia“ oder „Sonata“. In ihnen fand die […] mehr