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Das Timing könnte kaum besser sein, wenn Yaara Tal und Andreas Groethuysen pünktlich zum Auftakt des großen Wagner-Jubiläumsjahres ihre neue CD herausbringen. Tatsächlich hat das Projekt jedoch bereits einen viel längeren Vorlauf. Und der Auslöser war zunächst gar nicht mal der zu feiernde 200. Geburtstag, sondern vielmehr ein glücklicher Zufall: Vor knapp drei Jahren hatte Wagner-Kenner Egon Voss das Klavierduo auf eine Reihe von bislang unbekannten Bearbeitungen aus der Feder von Alfred Pringsheim aufmerksam gemacht. Eine Entdeckung, die aufhorchen lässt. Kennt man den Schwiegervater Thomas Manns doch in erster Linie als angesehenen Mathematiker. Weniger bekannt ist hingegen, dass Pringsheim auch ein virtuoser Pianist war, der zahlreiche Werke des mit ihm befreundeten Richard Wagner für Klavierduo bearbeitete. Versionen, durch die sich diese Musik für Andreas Groethuysen aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernen lässt: „Pringsheim war ein großer Wagner-Enthusiast, dabei aber keineswegs unkritisch. Interessant ist, dass es viele dieser Titel auch in anderen Bearbeitungen gibt. Zum Beispiel von Reger. Und so sehr ich Reger verehre, manches schien mir bei Pringsheim pianistisch fast geschmeidiger, wenn man das so sagen kann.“ Die provokante Frage, ob der gelernte Mathematiker dabei womöglich gegenüber den bearbeitenden Komponisten im Vorteil war, wollen die beiden nicht beantworten. Schließlich gibt es von Liszt bis Henze auch hier genügend hörenswerte Beispiele, welche die Auswahl nicht gerade einfacher machen.
„Man schnippt ja nicht einfach so mit den Fingern und hat gleich ein fertiges Konzept. Man muss schon sehr genau überlegen, wie man ein Programm aufbaut.“ Und so ist die CD auch kein reines Pringsheim-Album geworden. „Wagner und die Franzosen ist ja ebenfalls ein sehr vielschichtiges Kapitel. Deswegen waren die Bearbeitungen von Debussy und Dukas für uns ein sehr reizvoller Zusatzaspekt, weil das die Stücke noch einmal in einen neuen Kontext setzt.“ Interessant vor allem deshalb, weil jeder Bearbeiter ganz individuell an die Sache herangeht, wenn es gilt, die Orchestermassen auf nur noch zwei Instrumente zu verteilen. „Als wir angefangen haben überhaupt zusammen zu spielen, wollten wir nur Originalwerke für vier Hände spielen. Doch dann sind wir peu à peu auf Bearbeitungen gestoßen, die uns fasziniert haben. Zum Beispiel vom bereits erwähnten Max Reger. Und gerade bei komplexen Werken lassen sich in der Klavierfassung Strukturen oft viel klarer herausarbeiten.“ Ein Aspekt, der auch beim meist groß instrumentierten Wagner zu Tage tritt. Hier kam der Einstieg für Tal und Groethuysen über die vom Komponisten selbst erstellte vierhändige Fassung der Tannhäuser-Ouvertüre, die nun in den Bearbeitungen dieser CD eine logische Fortsetzung findet. „Es ist natürlich eine Reduktion, aber wie wir immer sagen, eine Reduktion mit Gewinn, denn es führt einen zurück zur Substanz dieser kraftvollen Musik. Pringsheim hat das fantastisch umgesetzt. Pianistisch anspruchsvoll, aber gleichzeitig eben auch ungeheuer wirkungsvoll.“
Sony
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