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Barockkomponisten gibt es viele, doch den Namen dieses Zeitgenossen von Bach und Händel wird man sich merken müssen: Melante. Wobei es sich bei dem interessant fremdländisch tönenden Namen um nichts Anderes handelt als um die vertauschten Buchstaben des Nachnamens von – Georg Philipp Telemann. Und damit eines Komponisten, der nicht nur das Versteckspiel mit dem eigenen Namen liebte, sondern der sich auch musikalisch mit verblüffender Leichtigkeit und Stilsicherheit den Geschmack anderer Nationen aneignete. Dass die Qualitäten dieses »vielseitigen, geistreichen, empfindsamen und genialen« Komponisten noch längst nicht nach Gebühr bekannt sind, davon ist Raimar Orlovsky überzeugt. Der Geiger, Berliner Philharmoniker und bekennender Telemannfan, der schon 1995 zusammen mit Rainer Kussmaul die Berliner Barocksolisten aus Mitgliedern und Freunden der Berliner Philharmoniker gegründet hatte, legte den Kollegen schon früh immer wieder neu entdeckte Noten des Magdeburger Meisters auf die Pulte. Vor zwei Jahren gründete er dann auch als Ergänzung das Kammermusik-Ensemble Concerto Melante, das Telemann nicht nur im Namen trägt, sondern ihm auch sogleich eine komplette Debüt-CD mit Kammermusikwerken weiht. Wobei man einen weiteren Schritt in Richtung historische Aufführungspraxis tut: Zwar spielen auch im Concerto Melante Mitglieder der Berliner Philharmoniker mit namhaften Mitgliedern von Spezialensembles der Alten Musik wie Bernhard Forck, Kristin von der Goltz und Raphael Alpermann zusammen, doch greifen die Musiker hier ausschließlich zu historischen Instrumenten.
Eine Entwicklung, die bei einem Musiker wie Orlovsky überraschen könnte. Schließlich hatte der 1966 geborene Geiger bereits als Jugendlicher nur einen Wunsch: Mitglied der Berliner Philharmoniker zu werden – und damit eines Orchesters, dessen Klangideal zu dieser Zeit ganz von Karajan beherrscht war. Doch für Orlovsky schlossen sich die Welten nie aus – auch deswegen nicht, weil auf Schloss Schönebeck, das nur zehn Fahrradminuten von der Wohnung seiner Eltern in Bremen Nord entfernt lag, ein gewisser Nikolaus Harnoncourt Meisterkurse für Alte Musik gab. »Er hat mir die Augen dafür geöffnet, dass historische Aufführungspraxis im Kopf beginnt«, sagt Orlovsky. Denn nicht das historische Instrumentarium garantiere eine adäquate Aufführungspraxis. Viel wichtiger sei es, »dass der Musiker informiert« zu sein habe, »wann und wie die Musik entstanden ist. Denn jede Musik bedarf eines Wissens, um sie adäquat umzusetzen – und das ist der eigentliche Schritt.« Als Orlovsky mit bereits 23 Jahren seinen Lebenstraum erfüllt sah und Jungphilharmoniker geworden war, hatte er Energie und Muße genug, um auch diesen Schritt konsequent weiter zu verfolgen – und darin sowohl einen »seelischen Ausgleich zum großen philharmonischen Klang« wie auch einen gleichberechtigten Austausch mit den Spezialisten aus der Alte-Musik-Szene zu finden.
Carsten Niemann, 04.01.2014, RONDO Ausgabe 5 / 2010
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