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Nicht lange, nachdem Bernard und Eva Coutaz mit ihrem kleinen Label-Stab 1986 nach Südfrankreich umgezogen waren, begann die Musikwelt auf Arles zu schauen. Denn bereits ein Jahr später brachten sie auf „harmonia mundi“ eine Lully-Oper heraus, mit der für die französische Barockoper eine neue Zeitrechnung eingeläutet wurde. Der amerikanische Wahl-Franzose William Christie hatte es mit „Atys“ geschafft, das bis dahin eher als stocksteif verschriene Opernerbe der Grande Nation mitreißend zu rehabilitieren. Christies „Atys“ ist andererseits eben nur eine von vielen epochemachenden Aufnahmen von Opern aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die seitdem auf dem Label erschienen sind. Genau genommen sind es 17 Opern, die in keiner CDSammlung fehlen dürfen und nun gebündelt in einer schwergewichtigen „Opéra Baroque“- Box zu haben sind. Anhand der knapp 40 CDs reist man so in die BarockopernZentren Italien, Frankreich, England und Deutschland, wo ein Feuerwerk nach dem anderen gezündet wurde. Christie küsst da unnachahmlich Rameau, aber auch Marc-Antoine Charpentier („Médée“) und Campra („Idoménée“) wach – und legt mit Charpentiers verrückter Molière-Komödie „La malade imaginaire“ nach. Kollege René Jacobs spannt hingegen den Bogen von Monteverdi und Cavallis „La Calisto“ über Henry Purcell und Händel bis hin zu den Deutschen Reinhard Kaiser und Carl Heinrich Graun. Obendrein gibt es auf DVD einen Live-Mitschnitt von Händels „Giulio Cesare“ mit Andreas Scholl in der Titelpartie. Das eigentliche Erfolgsgeheimnis dieser Opernschatztruhe liegt aber in Arles. Denn dort herrschte von Beginn an ein schon fast familiär zu nennendes und damit inspirierendes Vertrauensverhältnis zwischen den Coutaz´ und ihren Musikerfreunden.
Julian Bream betrat das Konzertpodium stets mit leicht bäuerlich-breitem Schritt. Hatte er dann Platz genommen, war es plötzlich mucksmäuschenstill. Obwohl seine Mimik eher nahelegte, dass sein Körper und Geist unter Hochspannung stehen, verwandelte er die Gitarre in einen schwebenden Klangzauberkasten. Mit 1000 Anschlagsfarben und einer nie zur Schau gestellten Virtuosität lud er ins Geburtsland der Gitarre, nach Spanien ein. Dann wieder bewies er, warum die arrangierten BachLautensuiten keinesfalls in ausgewählter Satzhäppchenform gereicht werden dürfen. Und bei allem Traditionsbewusstsein schaffte er es, die für ihn von Britten oder Henze komponierte, zeitgenössische Gitarrenliteratur im Konzertsaal zu etablieren. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang war der Engländer auf der Gitarre absolut konkurrenzlos – auch wenn es seinen Kumpel John Williams gab, mit dem er tolle Duo-Aufnahmen gemacht hat. 2002 nahm Bream Abschied vom Tourneeleben und zog sich in sein Landhaus zurück. Am 15. Juli feierte dieser Jahrhundertgitarrist seinen 80. Geburtstag – was selbst von den Feuilletons schändlicherweise unbeachtet blieb. Immerhin jetzt lässt sich dieser Fauxpas korrigieren. Denn sein alter Label-Partner gratuliert ihm mit einer edel aufgemachten CD-Box. Auf 40 CDs ist Breams gesamtes diskografisches Vermächtnis zu hören, das er für RCA eingespielt hat. Und selbstverständlich kommt dabei der gleichfalls glänzende Lautenist Bream zum Zuge, der schon früh die Elisabethanische Musik entdeckte, ein eigenes Consort gründete und Meisterbarden wie Peter Pears begleitete. Da Bream stets ein geselliger Mensch gewesen ist, kann es daher nur lauten: „Happy Birthday – and Cheers!“
Guido Fischer, 19.10.2013, RONDO Ausgabe 5 / 2013
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