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Der Gutshof, auf dem die Jahrhundertsopranistin Birgit Nilsson aufwuchs, ist Museum und Ort einer Stiftung (c) Birgit Nilsson Museum
Nein, die Milch kann nicht mehr sauer werden, bei den sich eventuell über zu viel Operngesang aufregenden Kühen. Denn die gibt es schon lange nicht mehr auf dem schmucken Hof auf der landschaftlich herrlichen Halbinsel Bjäre in Südschweden. Doch hier, wo die Jahrhundertsopranistin Brigit Nilsson 1918 geboren wurde und eine harte, aber glückliche Bauernkindheit verbrachte, bevor sie die Opernbühnen der Welt mit ihrer gewaltig flutenden Stimme beglücken konnte, steht nun erstmals eine große Oper live ins Haus – oder besser auf den Hof.
Seit einigen Jahren schon wird hier von der Birgit Nilsson Foundation, die auch den mit einer Million Euro dotierten gleichnamigen Preis für Exzellenz in der Klassik etwa alle drei Jahre ausrichtet (Preisträger 2022: Yo-Yo Ma), ein so lebendig sympathisches, wie ideenreiches Museum betrieben. Das nur die Sommermonate über auf hat, aber dann vielerlei Aktivitäten entfacht. Die finden immer im August ihren Höhepunkt mit den Birgit Nilsson Days, dieses Jahr zum sechsten Mal vom 6.-12. August.
Die Woche musikalischer Feiern hat diesen Sommer freilich einen ganz besonderen Programmpunkt zu bieten. Denn nicht nur findet eine Meisterklasse plus Studentenkonzert mit Anne Sofie von Otter statt. „Es macht immer wieder Spaß, mehrere Tage intensiv mit einem Kurs zu arbeiten und fast eine Woche lang von morgens bis abends nah bei den Studierenden zu sein. Dazu Sommer und Sonne und Bjäre und Musik den ganzen Tag – eine wunderbare Kombination“, findet die gefeierte schwedische Mezzosopranistin.
Es gibt aber zudem auf dem ehemaligen Nilsson-Hof, wo immer noch diverse Cousins und Cousinen und deren Kinder in der Nähe leben und auch in die Verwaltung miteingebunden sind, „Tosca in Concert” – mit den internationalen Top-Solisten Joyce El-Khoury, Michael Fabiano und John Lundgren. Das Sinfonieorchester Helsingborg und ein großer Chor mit Sängern aus Bjäre werden von Pier Giorgio Morandi, einem der führenden italienischen Operndirigenten geleitet.
Puccinis Primadonna, war – wie auch ihre legendäre Turandot – immer eine Lieblingsrolle von Birgit Nilsson, die dort ein wenig klangliche Abwechslung von Wagners Walkürenfelsen und dem Cornwall der Isolde fand. Zudem konnte die mit einem wunderbaren Humor gesegnete Nilsson über deren Klischees immer herrlich selbstironisch lachen. Deshalb gibt es – parallel und passend zur „Tosca“ – auch eine neue Museumsausstellung: „Puccini, Passion and Art“.
Die Inspiration zukünftiger Musikergenerationen lag Birgit Nilsson besonders am Herzen. Ihr Vermächtnis lebt heute mit dem Stipendium für junge Sänger weiter. Das gibt es nunmehr seit 50 Jahren. Traditionell wird der diesjährige Preisträger am 17. Mai, dem Geburtstag der Sängerin, bekannt gegeben, gefolgt von einem Stipendienkonzert am 11. August in der Kirche von Västra Karup – traditionell als „Birgitkirche“ bekannt. Denn dort sang sie viele Benefizkonzerte, deren Erlös einem nahen Freilichtmuseum zugute kam, in dem sogar das Haus ihrer Großmutter zu sehen ist. Auf Bjäre ist eben alles irgendwie ein bisschen „Birgit“.
Weitere Infos zur Stiftung und den Konzerten:
www.birgitnilsson.com
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