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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Berufsmusiker – (k)eine brotlose Kunst? © Pixabay.com

Pasticcio

Die Liebe zur Musik – und ihre Tücken

Da hat man jahrelang den Nachwuchs bei seinen musischen Ambitionen unterstützt und ihn Woche für Woche zum Gitarren- oder Klavierunterricht gefahren. Und trotzdem bricht bei nicht wenigen Eltern die Welt zusammen, wenn die älter gewordenen Töchter oder Söhne offenbaren, dass sie hauptberuflich Musiker werden wollen. Nein, da ist doch selbst Taxifahren noch auskömmlicher, lautet oft die warnende Standardreaktion. Angesichts der nicht von der Hand zu weisenden Tatsache, dass man neben Talent auch Charakterstärke besitzen sollte, um im Musikbetrieb so professionell Fuß zu fassen, dass man später vielleicht auch mal eine Familie ernähren kann.
Wasser auf die Mühlen der elterlichen Skeptiker dürfte daher auch eine Studie sein, die vom Deutschen Musikinformationszentrum (miz), einer Einrichtung des Deutschen Musikrates, in Auftrag gegeben und nun veröffentlicht wurde – und die neben dem offiziellen Titel „Professionelles Musizieren in Deutschland“ den Untertitel „Musik – (k)eine brotlose Kunst“ trägt. 650 Musiker wurden dafür zu ihren Einkommensverhältnissen befragt. Die Zahlen sind durchaus ernüchternd. Die Mehrheit der Berufsmusiker in Deutschland geht nicht ausschließlich ihrer musikalisch-künstlerischen Tätigkeit nach. Lediglich 30 Prozent leben vom eigenen Musizieren. Fast die Hälfte der Musiker muss zusätzlich musikpädagogischen und knapp ein Drittel sogar außer-musikalischen Tätigkeiten nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das monatliche Nettoeinkommen insgesamt liegt im Schnitt bei 2.660 Euro, allerdings verdient jeder fünfte Berufsmusiker weniger als 1.500 Euro.
Prof. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrates: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass freiberufliche Musiker finanziell vergleichsweise schlecht dastehen, auch wenn man neben der Musik weitere Einkommensquellen berücksichtigt.“ Neben der sozialen Situation nimmt die Studie auch die künstlerische Biografie von Berufsmusikern in den Blick. Dabei stellte sich heraus, dass eine Mehrheit der Musiker (56 Prozent) aus Elternhäusern stammt, in denen musiziert wurde. Im Durchschnitt haben Berufsmusiker somit bereits im Alter von neun Jahren mit dem Musizieren begonnen. Trotz aller Widrigkeiten und dokumentierten Gehaltsunterschiede zwischen weiblichen und männlichen Musikern gibt es in der Studie aber auch eine Zahl, die die Leidenschaft der Musiker für ihren Beruf zum Ausdruck bringt: Stolze 82 % sehen in ihrer Berufswahl die richtige Entscheidung; sie würden sich heute wieder so entscheiden.

Guido Fischer



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