Startseite · Interview · Gefragt
(c) Gustav Eckart
Als sich die Israelin Yaara Tal und der Münchner Andreas Groethuysen 1985 für ein Konzert zum provisorischen Doppel am Klavier zusammenschlossen, ahnten sie noch nicht, dass sie damit die Initialzündung für eine der erfolgreichsten Klavierduo-Karrieren unserer Zeit tätigten. Mittlerweile haben die zwei Pianisten alle wichtigen Bühnen dieser Welt bespielt und über 40 CDs aufgenommen. Dabei haben sie sich zum einen mit den Standardwerken für Klavierduo von Schuberts oder Brahms auseinandergesetzt, doch da beide Künstler sehr neugierig sind, haben sie sich zum anderen immer wieder auch Stücken aus dem Raritäten-Kabinett gewidmet, sei es von Richard Wagner, Charles Koechlin oder dem Zeitgenossen Reinhard Febel (*1952).
Auch auf ihrem neuen Album „Avec esprit“ sind Tal & Groethuysen wieder mit kaum bekannten Werken zu hören. Wie der Titel bereits nahelegt, dreht sich dieses um französische Komponisten. „Die pianistische Herangehensweise an französische Musik ist einfach ganz anders als an deutsches Repertoire“, erklärt Yaara Tal, „deswegen stellen wir uns von Zeit zu Zeit dieser Herausforderung“. „Der Klang hat in der französischen Musik einfach einen höheren Stellenwert als in der Musik der meisten anderen Nationen“, ergänzt Andreas Groethuysen. Bei der Stückauswahl für das aktuelle Album beschränkt sich das Duo auf hoch- und spätromantische Musik, die zwischen 1874 und 1910 entstand, etwa von Louis Théodore Gouvy. Zu ihm hat das Klavierduo eine besondere Beziehung, wie Andreas Groethuysen erklärt: „Wir waren die ersten Musiker überhaupt, die diesem Komponisten Anfang der 90er Jahre eine ganze CD gewidmet haben.“ Neben zahlreichen Orchesterwerken hat er auch Klavierstücke zu vier Händen komponierte, aus denen die beiden Pianisten die Klaviersonate d-Moll auswählten, sowie die „Variationen über Lilli Bulléro“, die vermutlich auf einem irischen Volkslied aus dem 17. Jahrhundert aufbauen.
Wenig bekannt ist, dass der berühmte Geiger und Komponist Eugène Ysaÿe einen Bruder hatte, der Pianist war und ebenfalls komponierte. Théophile Ysaÿe heißt er und ist ebenfalls mit einem Variationenwerk auf der CD vertreten. In seiner opulenten Klanglichkeit erinnert es an die Tonsprache César Francks, weist jedoch auch skizzenhaft-impressionistische Züge auf. Von Camille Saint-Saëns stammt wohl das bekannteste Stück des Albums: die klassizistisch anmutenden „Beethoven-Variationen“, denen ein Thema aus dem Menuett von Beethovens Klaviersonate Es-Dur op. 31 Nr. 3 zugrunde liegt. Und ganz am Ende der CD findet sich schließlich das unbekannteste Werk des Albums: das ebenso mitreißende wie charmante Stück „Tourbillon“. Es ist Saint-Saëns gewidmet und stammt aus der Feder der Komponistin Marguerite Mélan-Guéroult. Tal & Groethuysens Aufnahme von diesem Werk stellt die Weltersteinspielung desselben dar. Die Komponistin ist so sehr in Vergessenheit geraten, dass nicht einmal ihre Lebensdaten zu ermitteln waren. Kurioserweise ist ihre Existenz nur noch durch eine Büste dokumentiert.
Sony
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Mario-Felix Vogt, 25.03.2023, Online-Artikel
Schätze für den Plattenschrank
Das waren noch Zeiten, als Musiker nach erfolgreicher Aufnahmesession am Ausgang sofort cash […]
zum Artikel
Die fantastischen Vier
Dieses aufstrebende Ensemble treibt den Perfektionismus auf die Spitze – und spielt nach der […]
zum Artikel
Dichter der Großstadt
Gelungener Saitensprung: Die Geigerin Lisa Batiashvili begibt sich auf eine Klangreise durch elf […]
zum Artikel
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Alexander Skrjabins frühe Werke sind in ihrer Tonsprache noch stark von Chopin und Liszt beeinflusst. Die Préludes op. 13, zeigen deutliche Bezüge zu Chopin, aber auch eine visionäre Originalität, die seine zukünftige Modernität vorwegnimmt. In der berühmten Étude in cis-Moll hört man komplexe Harmonien, während die epische Leidenschaft der Fantasie in h-Moll bereits den kompositorischen Fortschritt andeutet. Die italienische Pianistin Daniela Roma hat in ihrem Heimatland und den […] mehr