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Kai Strobel, Katharina Treutler und Omar Massa (c) Michael Reinicke
Der Tango hat nicht nur einen besonderen Rhythmus, er hat auch einen besonderen Sound – und den prägt vor allem das Bandoneon. Der Perkussionist Kai Strobel kam 2019 auf die Idee, das berühmte Handzuginstrument aus seinem gewohnten Rahmen herauszulösen und in das einzubetten, was Marimbafon, Vibrafon, Bongos oder Trommeln zur Musik beitragen können. Als er auf den Bandeon-Spieler und Komponisten Omar Massa traf und sich die Pianistin Katharina Treutler hinzugesellte, nahm das Projekt der „Neotango-Episoden“ Gestalt an. Mit besonderen Spielweisen wie dem sanften Anstreichen der Metallplatten mit einem Kontrabassbogen, mit engem Vibrieren weicher Schlägel entstehen irisierende Effekte, die sich oft selbst genügen, dann aber auch dem im fiebrig-sinnlichen Tangorhythmus mal dahinjagenden, mal klagenden, mal frei heraussingenden Bandoneon wie ein farbiger Schatten folgen.
Ja, ja die Liebe: Auf diese oder jene Weise wird sie in unendlich vielen Musikstücken heraufbeschworen. Braucht es noch ein Plädoyer für sie in einem Musikprogramm? In den vierundzwanzig Titeln ihres Albums gelingt Lara Downes, das Thema mit einer Fülle an Unbekanntem zu präsentieren: Nur Bach und Schubert ragen als bekannte Namen aus der üppigen Trackliste heraus. Ansonsten sind es moderne Meisterinnen und Meister mit Geburtsdaten zwischen 1906 und 1985 aus Amerika, Japan, Afrika sowie dem nahen und fernen Osten, deren zum Darinversinken schöne Klänge zwischen Neoromantik, herben Dissonanzen und gelegentlichen Jazz-Anklängen die Welt vielstimmig in klingender Liebe zu umarmen scheinen. Am Ende ergreift die Pianistin selbst das Wort und erinnert an die geistigen Wurzeln ihres Programms – ausgehend von Versen des 1894 in Odessa geborenen Dichters Saul Tschernichowski, dessen Leben in düsteren Zeiten verlief. Legitim, aber nicht notwendig, denn die Musik ist beredt genug.
Dass auch Komponisten Dienstjubiläen feiern, ist vielen sicher nicht bekannt. Der Amerikaner Eric Whitacre hat es getan – zusammen mit dem achtköpfigen gemischten Vokalensemble Voces8, dessen ätherische Klanglichkeit seit der Gründung Anfang der 2000er-Jahre das Publikum verzaubert. Whitacre, 1970 geboren, hat viele Vokalwerke in seinem Schaffensregister, in dem sich übrigens auch ein Beitrag zum Film „Fluch der Karibik“ findet. Vor 30 Jahren begann er mit dem Chorstück „Go, Lovely Rose“ ernsthaft zu komponieren. Der reine, wie feinstes Glas blinkende Klang des britischen Ensembles, dessen Mitglieder aus den großen Chortraditionen Englands stammen, begeistert auch hier wieder, kommt er doch so klangschön, so fein und in den Höhepunkten aufstrahlend wie exquisiteste Kammermusik daher – auf diesem Album nicht durchweg a cappella, sondern in einigen Tracks mit Klavier- und Streicherbegleitung abgerundet.
Decca/Universal
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Ach nein, für den Kontrabass als Soloinstrument muss man schon lange keine Lanze mehr brechen. Oder doch? Der Wiener Bass-Virtuose Dominik Wagner jedenfalls sieht das Album, das er mit der Pianistin Lauma Skride aufgenommen hat, als Gelegenheit, mit den Vorurteilen gegenüber der „Bassgeige“ aufzuräumen. Und das tun die beiden gründlich: Das namensgebende „Kapitel“ der „Kontrabassgeschichte“ ist sehr lang, sehr vielseitig und durchaus spannend. Schubert, Debussy, Ravel, Rachmaninow und Piazzolla stehen neben Glass, Mancini, Fauré, Max Richter und sogar Charlie Chaplin. Und Wagners Bass liefert viele Register – vor allem die des ausdrucksvollen Gesangs mit raunend-geheimnisvoller Farbe. Er drängt sich nie so schreiend nach vorne wie bei der Primadonna namens Violine, doch gerade dadurch fasziniert er umso mehr.
Berlin Classics/Edel
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