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Morgan Moody (Henry Kissinger), Daegyun Jeon (Chou En-lai), Petr Sokolov (Richard Nixon), Irina Simmes (Pat Nixon), Opernchor Theater Dortmund (c) Thomas M. Jauk/StagePicture
John Adams’ „Nixon in China“, das bedeutete 1987 den Einzug jüngerer Tagespolitik in die Oper. Dabei wird der chinesische Staatsbesuch des Amerikaners Richard Nixon 1978 bei Mao Tse-tung nicht mal als diplomatische Großtat in den Geschichtsbüchern geführt – und hat am zweifelhaften Ruf des 37. Präsidenten der USA wenig geändert. Das Schlüsselwerk der Minimal Music indes ist ein Meisterwerk; in Deutschland nur zögerlich gewürdigt.
Regisseur Martin G. Berger macht eine quietschbunte, in Paillettengewittern wirbelstürmende Politrevue daraus. Fulminante Glitzerkostüme (Alexander Djurkov Hotter) und Tanzorgien (Choreografie: Gabriele Bruschi), das Ganze mit animierten Fototapeten überblendet (Vincent Stefan): ungeahnter Budenzauber der Moderne. Als Mao wirft sich der italienische Spinto-Tenor Alfred Kim in die Brust. Nixon sieht aus wie der rechtsextreme ostdeutsche Politiker Björn Höcke. Und Hye Jung Lee als Diktatoren-Ehefrau gäbe selbst Margot Honecker oder Imelda Marcos Stoff zum Träumen.
Weil Regisseur Berger so tut, als flimmere das Ganze als Medienereignis über die TV-Bildschirme unseres Lebens, altern die Darsteller im Verlauf beträchtlich. So kriegt am Ende sogar noch das berühmte Senior*innentanztheater des Hauses seinen großen Auftritt. Kostümiert als Lookalikes des Papstes, der britischen Königin, von Karl Marx und Fidel Castro paradieren die Alten stolz über die breite Bühne und grüßen ihr Publikum. Super gemacht.
Adams’ Partitur ist eine hakelige, zählaufwendige Sache, daher hört man die Taktstriche bei den Dortmunder Philharmonikern noch etwas stark. Dirigentin Olivia Lee-Gundermann wird dennoch gefeiert. Nach Stuttgart, Koblenz und Hannover interessiert sich neuerdings sogar Berlin für das Stück; in Paris gibt es demnächst eine Star-Inszenierung mit Thomas Hampson und Renée Fleming. „Nixon in China“ gehört zu den wenigen repertoirefähigen Klassikern des 20. Jahrhunderts. Endlich merkt man es auch bei uns.
Robert Fraunholzer, 01.04.2023, RONDO Ausgabe 2 / 2023
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