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Reinhard Winkler (c) Giuseppe Verdis „La forza del destino“ in der Regie von Peter Konwitschny am Landestheater Linz (hier: Leonhartsberger, Chor)
Verdis „La forza del destino“ ist nicht nur ein sehr langes, sondern auch musikalisch zehrendes Werk. Die Macht des Schicksals könnte man auch kürzer zeigen, mag sich Regie-Recke Peter Konwitschny gesagt haben – und dampft am Landestheater Linz die Suppe im Hexenkessel von gut drei Stunden Länge auf knackige 100 Kino-Minuten ein (wieder am 25.3./11., 19., 25. & 29.4./2. & 14.5.). So können Erica Eloff (Leonora), Sung-Kyu Park (Alvaro) und Adam Kim (als Rächer Carlo) umso freudiger aufdrehen und auf den Tod zustürmen. Durchs Umrühren im Topf sind einige Szenen durcheinandergeraten (das berühmte „Rataplan“ findet sich an anderer Stelle wieder). Nicht, dass wir Brühwürfel-Versionen von „Trovatore“, „Tristan“ und „Götterdämmerung“ unnötig heraufbeschwören wollten. Versuchen aber kann man es ja mal.
Im Café Imperial, wo die Zeit stillsteht, denken wir heute über das Vergehen nach. Zeit lassen! Um länger da zu sein, gibt es nichts Besseres als die Dinge etwas ruhiger angehen zu lassen. Das war denn auch die Maxime der meisten großen, kontinuierlich erfolgreichen Künstler. Sie haben zwar sicher alles gewollt, aber nichts davon überstürzt. Sind drangeblieben. „Don’t hurry/don’t worry/do your best/and flush the rest“, so steht es sehr richtig an der Wand des Cafés am Kornplatz im niederösterreichischen Langenlois. Man nennt es: Timing. Übrigens kann man es auch übertreiben. Der Burgschauspieler Hugo Gottschlich sprach, wenn er auf der Bühne stand, dermaßen schleppend, dass bei einem Gastspiel in Japan der Übersetzer die Pointe immer schon verraten hatte, bevor Gottschlich so weit war. Die Lacher waren trotzdem auf seiner Seite. Also doch zu langsam?! Von dem Dirigenten Hans von Bülow wird berichtet, dass er bei einer ersten Orchesterprobe zur Oper „Carmen“ schon beim Auftakt der Ouvertüre mit der Bemerkung unterbrach: „Schon zu schnell, meine Herren!“ (Mit der Aufnahme von Frauen ins Orchester hatte es damals noch lange Weile …) Lob der Langsamkeit. Nur Geduld!
An der Wiener Staatsoper dekonstruieren Langläufer Jossi Wieler und die seit vielen Jahren erfolgreiche Anna Viebrock Monteverdis „Ulisse“ (mit Georg Nigl und Kate Lindsey, ab 2.4.). Am Theater an der Wien bringt Vasily Barkhatov, ein Youngster, die Oper „Der Idiot“ von Mieczysław Weinberg heraus (ab 28.4.). Für die Volksoper hat Moritz Eggert eine „Mythos-Operette“ namens „Die letzte Verschwörung“ komponiert (UA 25.3., Regie: Lotte de Beer).
Im Musikverein bei den Wiener Philharmonikern wird der Teppich ausgerollt für super-beharrliche Altmeister wie Herbert Blomstedt (24.-26.3., wieder 27.3. im Konzerthaus) und Riccardo Muti (21.-23.4., 27./28., 30.4.). Die Brahms-Klavierquartette spielt Krystian Zimerman (11.4.), Daniel Barenboim spielt Beethoven-Trios (15./16.4.) und Mitsuko Uchida Beethoven-Sonaten (23.4.). Alles Dauerbrenner. Das Wiener Johann-Strauß-Orchester (in kleinerer, originaler Besetzung) spielt Sträuße (1.5.) und Isabelle Faust alle Bach-Sonaten und -Partiten (3.5.).
Im Konzerthaus trifft Ian Bostridge auf den Jazz-Pianisten Brad Mehldau (13.4.), Wayne Marshall traktiert die Orgel des Hauses (21.4.), das Duo Igudesman & Joo betätigt sich als musical humorists (2.5.). Daniil Trifonov spielt gemeinsam mit Sergei Babayan Rachmaninow für zwei Klaviere (3.5.). Das Minetti Quartett widmet sich mit Kit Armstrong dem seltenen Elgar-Klavierquintett (7.5.). Diana Krall kommt zwei Mal (15./17.5.). Nun aber langsam: Ober, zahlen!
Robert Fraunholzer, 01.04.2023, RONDO Ausgabe 2 / 2023
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