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Slagwerk Den Haag (c) Gerrit Schreurs
Am Anfang ein Präludium, das aus ganz alten Zeiten zu kommen scheint: In leisen, klirrenden Klängen stimmt das Ensemble Slagwerk Den Haag einen Choral an, den der niederländische Komponist Anthony Fiumara in Auseinandersetzung sowohl alter wie auch neuer Minimal Music komponiert hat. Im Album „Vitreous Boy“ reibt er sich im Wechsel mit dem Minimal-Klassiker Philip Glass, dessen Techniken er aufgreift, die er aber auch mit alten Techniken wie dem Kanon verbindet. Dabei kommen berühmte – von Fiumara bearbeitete – Glass-Titel zum Zuge, etwa „Mad Rush“, das ja mittlerweile in etlichen Interpretationen vorliegt. „Vitreous Body“ mit seinen ausgetüftelten perkussiven Effekten von weich-marimbahaft bis gläsern-metallisch, manchmal in tiefer Resonanz raunend, dann wieder glockenhell klingelnd, zeigt einmal mehr, wie stark sich Glass’ Musiksprache zum typischen Klangidiom unserer Zeit entwickelt hat – und das, obwohl der Komponist in seinen Anfängen niemals damit gerechnet hätte, dass er andere Interpreten als seine eigenen Ensembles für seine Werke finden würde. Wie man sich doch irren kann ...
Orange/Note 1
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Eine Dreiecksbeziehung zwischen Intellektuellen in den Dreißigerjahren, die über Generationen hinweg psychologische Folgen hat: Davon erzählt der schwedische Autor Alex Schulman im autobiografisch gefärbten Roman „Burn All My Letters“, dessen psychologische Verästelungen in den Figurenkonstellationen nicht nur den Regisseur Björn Runge zu einer Verfilmung inspirierten – sondern auch den Komponisten Jacob Mühlrad, dessen Werke bis zu seiner Filmarbeit eher in den Konzertsälen erklangen, zu einer ganz eigenen Klangwelt inspirierte. Für „Burn All My Letters“ schuf er eine rein akustische Musik von solcher Raffinesse, dass man streckenweise kaum an den Verzicht von Elektronik glauben kann. Instrumentation wird zum Sounddesign, aus dem freilich so manche eingängige Melodie mit Hitverdacht auftaucht.
Warner Classics
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Schon in ihrem Album „Inner Symphonies“ hat die Cellistin und Komponistin Dobrawa Czocher gezeigt, dass ihre künstlerische Aufmerksamkeit vor allem in eine Richtung zielt: nach innen. Ihre „inneren Sinfonien“ komponierte sie noch zusammen mit ihrer Musikerfreundin Hania Rani. Nun legt sie mit „Dreamscapes“ ein ganz und gar selbst entwickeltes Projekt vor, in dem sie auch ihre Fähigkeiten am tiefen Streichinstrument mit einbringt. Der mal raue, dann wieder gesangliche oder durch spezielle Spieltechniken wie Flageolett oder Glissando verfremdete Celloklang wandert in den Meditationen der „Traumlandschaften“ durch eine hallige, weite Klangwelt, in der alles in einem sanften Rausch zu verschwimmen scheint, ein motivischer Kern kaum fasslich ist. So erinnert die Musik tatsächlich an die Situation des luziden Träumens, bei dem Dobrawa Czocher sogar den brodelnd-beängstigenden Moment des Erwachens eingefangen hat.
Modern Recordings/Warner
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Über 100 Filmscores in knapp 40 Jahren, darin unsterbliche Melodien, die man aus Blockbustern wie „Chocolat“, „Oliver Twist“, „Emma“ oder „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ kennt. Rachel Portman gilt als erfolgreichste Filmmusikkomponistin unserer Zeit. Als erste Frau erhielt sie einen Oscar für den besten Soundtrack. Das Album „Beyond The Screen“ ist eine Werkschau, allerdings nicht in den Originalversionen, sondern in sorgsam zusammengestellten Suiten ganz allein dem Klavierklang anvertraut, der nur en passant von der Cellistin Raphaela Gromes flankiert wird. Am Flügel sitzt die Komponistin selbst und findet sich damit nach ihren eigenen Worten in ihrer vertrautesten Umgebung wieder: „Für mich hat sowieso alles seinen Ursprung am Klavier, weil ich am Klavier schreibe. In gewisser Weise hat sich damit der Kreis geschlossen.“
Oliver Buslau, 04.03.2023, RONDO Ausgabe 1 / 2023
1823 – 1923 – 2023
Das Klavier-Festival Ruhr feiert unter anderem den Hundertsten von György Ligeti – und […]
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Nach seiner viel beachteten Aufnahme der 7. Sinfonie setzen François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln ihre Bruckner-Gesamteinspielung fort. Die „Romantische“, wie Anton Bruckner seine vierte Sinfonie selbst betitelt, komponierte er 1874 inmitten einer Zeit persönlicher Niederlagen. Und er zweifelt sofort an seinem Werk, bezeichnet manche Stellen als „unspielbar“ und findet die Instrumentation „hie und da überladen und zu unruhig“. Erst Jahre später, nach […] mehr