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„La cage aux folles“ an der Komischen Oper Berlin (hier: Kurt, Ensemble) (c) Monika Rittershaus
„Ein Käfig voller Narren“, das war 1985 am Theater des Westens ein letztes, großes Aufflammen des klassischen Musicals in West-Berlin. Mit sagenhaften 800 Vorstellungen verkörperte der Drag-Klassiker zugleich Apotheose und Demontage der Travestie- und Tuntenball-Metropole. Helmut Baumann, eigentlich Intendant des Hauses, hatte als Einspringer und Notnagel sein grandioses schauspielerisches Coming-out. Jetzt, 38 Jahre später, spielt er in Barrie Koskys Neuauflage von Jerry Hermans „La cage aux folles“ wieder mit. Zwar nicht die Hauptrolle, sondern die Restaurantbesitzerin Jacqueline. Aber wieder im Fummel. Das sieht aus, als imitiere Dame Edna die Hamburger Bühnenlegende Ida Ehre. Ein kolossaler Lacher – innerhalb der ersten Kosky-Glamourproduktion an der Komischen Oper, seit dieser hier nicht mehr sein eigener Intendant ist.
Inhaltlich geht es darum, dass zur Wahrung innerfamiliären Friedens die Nachtclub-„Showschlampe“ Zaza zur Präsentation der erzkonservativen Schwiegereltern in spe ausgeladen wird. Als vermeintliche Mutter sprengt sie daraufhin den ganzen Heuchelzirkus souverän. Die nachtfaltrige Bühnenkünstlerin – Erkennungshymne: „I Am What I Am“ – spielt endlich mal ein richtig großer Schauspieler: Stefan Kurt versteht es, die Würde des alternden, schwulen Ehepaares rührend genau zu umzirkeln. Vor lauter Tränen kommt man hier kaum noch dazu zu lachen. Mit Partner Peter Renz treibt Kurt der melancholischen Komödie genau jene innere Arschwackelei wieder aus, die drumrum für gute Laune und neonfarbene Tanzorgien sorgt (Choreografie: Otto Pichler). Kunststück!
Den Wohnsalon, bevor dieser in eine katholische Bußkapelle verwandelt wird, muss Tom of Finland persönlich mit Riesenpenissen dekoriert haben. Am Ende stimmt alles willenlos in den Stoßseufzer mit ein: „Unser Kind will heiraten, was haben wir falsch gemacht?!“ Das nennen wir eine Premiere! Von vorne bis hinten als Standing Ovation beklatscht.
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