home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Legt die Stöcke aus der Hand: Perkussionist Martin Grubinger hört auf © Simon Pauly

Pasticcio

Ausgetrommelt

Man hatte es zwar immer geahnt, dass Schlagzeugspielen Hochleistungssport sein kann, wenn sich etwa Rock-Drummer an ihrem Bombast-Equipment ohne Limit lostoben. Oder wenn japanische Muskelmänner auf ihren dicken Taiko-Trommeln eine rituelle Show hinlegen. Aber Martin Grubinger hat dann doch das Berufsbild vom Schlagzeuger noch mal ganz neu definiert. Und dafür musste er schon früh absolut fit sein, um ständig manuell, aber vor allem intellektuell Top-Leistungen abzuliefern. Grubinger arbeitete daher bislang auch mit Sportmedizinern zusammen, die ihm Trainingspläne austüftelten und sogar seine Blutwerte überprüften. Schließlich, so der eingefleischte Bayern-Fan, „ist eine gute körperliche Verfassung Voraussetzung, um als Schlagzeuger etwa ein Solo-Recital ohne Qualitätsverlust zu bewältigen.“
Tatsächlich dürfte es seit seinem eigentlichen Durchbruch 2006, seit seinem mehrstündigen „Percussive Showdown“ im Wiener Musikvereinssaal wohl kaum ein Konzert gegeben haben, in dem Grubinger nicht atemberaubend virtuos und dabei motiviert bis in die Haarspitzen an den Marimbaphons, Snare-Drums & Co. loslegt hätte. Jedes Grubinger-Konzert war stets ein akustisches und visuelles Ereignis. Doch damit soll schon bald Schluss sein. Denn wie die „Neue Züricher Zeitung“ gerade gemeldet hat, macht Grubinger 2023 seine schon vor längerer Zeit angedachte „Drohung“ wahr, im Alter von 40 Jahren seine Karriere zu beenden. Offiziell wäre dann am 29. Mai 2023 Schluss. Aber natürlich absolviert Grubinger bis zum Ende der Saison noch ordentlich alle seine Live-Termine. Wie etwa bei dem SWR Symphonieorchester, bei dem er aktuell „Artist in Residence“ ist. Und danach? Grubinger möchte unbedingt „Geschichte“ studieren. Als Professor für klassisches Schlagwerk am Salzburger Mozarteum wird er darüber hinaus den Nachwuchs unter Garantie auch mit all jenen höllisch komplizierten Partituren konfrontieren, die Komponisten wie Tan Dun, Johannes Maria Staud und Friedrich Cerha für ihn komponiert haben.

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Festival

Opernfestspiele Heidenheim

Inkas unterm Himmelszelt

Bei der 60. Ausgabe präsentiert das Opernfestival nicht nur Puccinis „Madama Butterfly“, […]
zum Artikel

Pasticcio

Frische Brisen

Es sieht gar nicht so schlecht aus für all die Kultur- und Musikpilgerströme, die sich in diesem […]
zum Artikel

Gefragt

Sandro Roy

Bach und Bebop

Mit „Where I Come From“ erregt der junge Jazzgeiger Aufsehen. Doch Sandro Roy hat mehr drauf […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top