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Sopranistin Juliane Banse und Tenor Long Long, die Berliner Symphoniker und Lio Kuokman am Pult (c) HarrisonParrott

Berliner Symphoniker

Chinesische Farben und deutsche Romantik

Mit Mendelssohn im Reich der Mitte: Ein Konzert der Berliner Symphoniker schlägt die Brücke von der Berliner Luft in den Fernen Osten.

Unter dem Titel „Image China“ präsentierten sich die Berliner Symphoniker am 14. Dezember in der Berliner Philharmonie mit Werken von chinesischen Komponisten und deutschen Romantikern. Für das gut besuchte Konzert konnte auch eine Reihe exzellenter Solisten gewonnen werden: Wu Wei, der wohl bekannteste Virtuose auf der chinesischen Mundorgel Sheng, der Geiger Ning Feng, der bei Antje Weithaas in Berlin studierte, und 2006 den Sieg beim Paganini-Wettbewerb in Genua davontrug, die international renommierte Sopranistin Juliane Banse sowie der mehrfach preisgekrönte chinesische Tenor Long Long. Am Dirigentenpult wirkte der chinesische Dirigent Lio Kuokman, der unter anderen mit dem Nationalorchester Capitole de Toulouse und dem Philharmonischen Orchester Hongkong zusammenarbeitete und mit viel Temperament und präziser Schlagtechnik die Berliner Symphoniker zu beachtlichen Leistungen motivierte.
Die chinesischen Werke stammten ausschließlich von zeitgenössischen Komponisten, die eher Musik in gemäßigt moderner bis neoromantischer Ästhetik schreiben, die deutschen Stücke stammen von Felix Mendelssohn Bartholdy („Ouvertüre zum Märchen von der schönen Melusine op. 32) und dem Operettenkomponisten Paul Lincke (Musical „Frau Luna“).
Zu den bekanntesten chinesischen Solokonzerten gehört sicherlich das Violinkonzert von Zhao Jiping (*1945), der auch die Musik zu berühmten chinesischen Kinofilmen wie „Lebewohl, meine Konkubine“ und „Gelbe Erde“ schrieb. Es stellt ein Stück der gemäßigten Moderne dar, mit schönen Kantilenen und hochvirtuosen Passagen, bisweilen erinnert es ein wenig an Filmmusik. Ning Feng meistert den Solopart bravourös und zeigt sich hier als Geiger von internationalem Rang.
Auch Wu Wei begeistert als Solist auf der chinesischen Mundorgel. Er lebt wie Ning Feng in Berlin und hat die Sheng als Instrument auch in Deutschland bekannt gemacht. Was er alles an Klängen aus diesem skurril anmutenden Instrument herausholte, war wirklich beeindruckend, bisweilen klang es wie ein kleines Orchester. Das Instrument, das einen ältesten Vorläufer der Harmonikainstrumente darstellt, sei wirklich schwer zu beherrschen, erklärt Wu Wei in einem Gespräch nach dem Konzert, da man sehr viel Luft benötige und nicht nur beim Aus-, sondern auch beim Einatmen spiele.
Einen besonderen Auftritt hatte auch Sopranistin Juliane Banse. Die gefragte Opernsängerin sang an diesen Abend auch zum ersten Mal chinesisches Repertoire und machte dabei eine gute Figur, sowohl solo als auch im Duett mit dem wunderbar sanft timbrierten lyrischen Tenor Long Long.
Da gab es zu Recht viel Applaus in der gut gefüllten Philharmonie. Als Zugabe spielten die Symphoniker – natürlich – Paul Linckes „Berliner Luft“. Da war das Berliner Publikum selig vor Glück.

Mario-Felix Vogt, 24.12.2022, Online-Artikel



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