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„Die Vorzüge liegen nicht darin, etwas richtig zu machen, sondern die Musik schön und aufregend klingen zu lassen.“ Mit diesem Hinweis hat Roger Norrington einmal sein Verständnis von Originalklangpflege erläutert. Norrington zählte zwar schon früh mit Nikolaus Harnoncourt und Sir John Eliot Gardiner zu jenen prominenten Dirigenten, die ihr Wissen von der historischen Aufführungspraxis auch auf die große Sinfonik, auf Beethoven & Co. übertrugen. Aber als Dogmatiker empfand sich Norrington eben nie. Er ließ stets andere Sicht- bzw. Interpretationsweisen zu – Hauptsache, die Musik besaß etwas Aufregendes. Genau dies traf auch auf die Aufnahmen zu, die der Engländer bis 1996 vor allem mit seinen London Classical Players für das Erato-Label gemacht hat. Auf historischen Instrumenten, in historischer Orchesterbesetzung und -größe und – besonders typisch für Norrington – ohne Vibrato sorgte er mit seinem Orchester für neue Sichtweisen auf altvertraute Klassiker. Bisweilen löste man damit auch heftige Diskussionen und Entrüstungsstürme aus. Doch so provokant damals etwa die Beethoven-Sinfonien wirkten – auch Norringtons Aufführungskonzepte haben sich längst etabliert und Schule gemacht. Was auch die Einspielungen der Mozart-, Haydn-, Schumann und Brahms-Sinfonien unterstreichen, die ebenfalls zu den vielen Highlights der Erato-Box zählen wie nun die klanglich feinjustierten Wagner-Ouvertüren oder die Berlioz’schen Klangfarben-Explosionen.
Guido Fischer, 17.12.2022, RONDO Ausgabe 6 / 2022
Bach ohne Schnörkel
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