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Ob die Besucher der weltberühmten Brea Galerie in Mailand ahnen, dass unter ihren Füßen noch ganz andere Schätze liegen? Oben die Bilder und unten die Noten, Raffael und Mantegna in der Belle Etage, Verdi und Puccini im Zwischengeschoss. Wie in einen Schiffsbau, so steigt man in der (wie auch die Scala ebenfalls) von Maria Theresia gegründeten Biblioteca Nazionale Braidense im Palazzo Brea enge Treppen herab, windet sich durch mit Folianten und alten Akten gefüllte Korridore, um nach schweren Schlössern und einer Klimaschleuse schließlich im Archivio Storico des ehrwürdigen Verlagshauses Ricordi zu landen. Seit dessen Verkauf an Bertelsmann 1994 ist es in deutscher Hand. Das Unternehmen und die Verlagsrechte sind inzwischen an Universal weitergereicht, doch von Gütersloh gesteuert betreuen nach wie vor drei Mitarbeiter diese unschätzbare Sammlung, die Italien nicht verlassen darf. Auch wenn im Geburtsland der Oper der Sinn für klassische Musik seit der Berlusconi-Zeit schwer gelitten hat, die Autografe Rossinis, Bellinis und Donizettis sowie vieler vergessener Kleinmeister – vor allem aber die Originale Verdis und Puccinis samt dem vollständigen Schriftverkehr der beiden Titos mit dem Verkaufsgenie Giulio Ricordi − sind Inkunabeln der Musikgeschichte. Die hier sorgsam gepflegt, restauriert, der Forschung zugänglich gemacht und für Ausstellungen verliehen werden.
In der 1808 gegründeten Musikinstitution wurde offenbar alles aufgehoben. Man druckte hier Werbeplakate, gab Zeitschriften heraus, kümmerte sich wie heute bei Megamusicals um die Ausstattung und Inszenierung der Uraufführungen und späterer Produktionen. 600.000 Seiten umfasst allein die Verlagskorrespondenz, man hütet 6000 Fotos, 10.000 Kostüm- und Bühnenbild-Entwürfe auf über 1000 Regalmetern.
Diesen Schatz möchte Bertelsmann jetzt bekannter machen und veranstaltet deshalb in der Berliner Unternehmensvertretung eine kostbare Ausstellung, die anschließend nach Gütersloh weitergereicht wird. Anlässlich des 200. Geburtstages von Giuseppe Verdi wird am Beispiel von dessen letzten, mit seinem Wunschlibrettisten Arrigo Boito konzipierten Werken „Otello“ und „Falstaff“ deren Musiktheater- Genese gezeigt, von der ersten, brieflich festgehaltenen Idee bis zur Uraufführungskritik, denn alles das ist im Ricordi- Archiv vorhanden. Nicht nur für Opernliebhaber ein Muss.
30.8.–15.9.: Bertelsmann Repräsentanz in Berlin, Unter den Linden 1,
7.–21.10 Gütersloh, Theater, Barkeystraße 15
Matthias Siehler, 31.08.2013, RONDO Ausgabe 4 / 2013
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