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N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



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Markus Lüpertz vor seinem neuen Schumann-Doppeldenkmal © Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

Pasticcio

„A Danse à Deux“

Am 2. September 1850 stiegen sie mit Kind und Kegel in Düsseldorf aus. Genauer: am heutigen Graf-Adolf-Platz, wo die erst wenige Jahre zuvor eröffnete Köln-Mindener-Eisenbahnlinie hielt. Und Robert & Clara Schumann wurden nicht nur festlich empfangen. Fünf Tage später bereiteten der Düsseldorfer Gesang-Musikverein und Städtische Musikverein ihrem neuen Musikdirektor Schumann eine rauschende Konzert-Gala – mit seinen Werken und anschließendem Ball. Gerade Robert muss es angesichts dieser Ehrerbietungen warm ums Herz geworden sein. Schließlich hatte er dem Umzug mit gemischten Gefühlen entgegengesehen. So notierte er etwa ein Jahr zuvor: „Ich suchte neulich in einer alten Geographie nach Notizen über Düsseldorf und fand da unter Merkwürdigkeiten angeführt: 3 Nonnenkloster und eine Irrenanstalt. Die ersteren lasse ich mir gefallen; aber das letztere war mir ganz unangenehm zu lesen.“ Tatsächlich sollte Schumann seine beiden letzten Lebensjahre in einer Nervenheilanstalt verbringen. Wenngleich nicht in Düsseldorf, sondern in Bonn-Endenich.
Heute ist man in Düsseldorf natürlich (und zu Recht) stolz auf die Zugezogenen. Die Musikhochschule und ein Konzertsaal sind nach „Robert Schumann“ benannt. Es gibt ein Schumannfest und ein Schumann-Haus – und seit dieser Woche steht an prominenter Stelle, am Hofgarten, ein Denkmal, das Robert und Clara zeigt. Die rund 2,40 Meter hohe Skulptur trägt den Titel „A Danse à Deux“ und stammt von einer Künstlerpersönlichkeit, die viele Jahre Düsseldorfs Ruf als internationale Kunstmetropole auch als Rektor der Kunstakademie mitgeprägt hat. Es ist kein Geringerer als Markus Lüpertz, der sein so gar nicht naturalistisch gestaltetes Schumann-Denkmal nicht nur der Stadt geschenkt, sondern sie auch jetzt mit enthüllt hat. Und wie die Stadt dabei stolz verkünden konnte, hat sie bis auf den Stellplatz das Ganze nichts gekostet. Fertigung, Transport und Aufstellung – alles wurde gesponsert.
Doch nicht nur bei diesem Termin spielten die Schumanns die Hauptrolle. Im fernen Leipzig, also in Claras Geburtsstadt, ging gerade der nach ihr benannte Leipziger Clara Schumann-Wettbewerb zu Ende. Bei dem Wettbewerb, der von der Neuen Leipziger Chopin-Gesellschaft ausgerichtet wird, stellten sich 23 junge, hochtalentierte Pianisten und Pianistinnen der kritischen Jury – in der auch die Ur-Ururenkelin von Clara und Robert Schumann, die Pianistin Heike-Angela Moser saß. Und die Musiker zwischen 10 und 17 Jahren dürften sich dank der Siegerurkunden und kleinen Preisgelder sicherlich überlegen, ob sie ihr kommendes Leben nicht am liebsten ganz der Musik widmen wollen.

Guido Fischer



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