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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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(c) Lydia Ramos

Michiaki Ueno

Erst am Anfang …

Der japanische Cellist gibt sein Alben-Debüt mit dem Mount Everest des Cello-Repertoires – mit Bachs sechs Solo-Suiten!

Leicht kann jeder. Doch damit gewinnt man als Musiker nicht einmal einen Blumentopf. Wer hingegen hoch hinaus will, etwa als Cellist, der darf vor den Augen und Ohren einer gestrengen Jury und Öffentlichkeit kein Risiko und kein noch so höllisch schweres Stück scheuen. Michiaki Ueno hat genau das einmal mehr im vergangenen Oktober beherzigt. Nämlich als er seiner bereits beachtlichen Trophäensammlung auf einen Schlag vier weitere hinzufügen konnte. Beim „Concours international de Genève“ gewann er nicht nur den Hauptpreis, sondern gleich noch drei Sonderpreise. Und diese vierfache Auszeichnung hatte sich der 26-jährige Cellist wahrlich verdient. Alleine im Halbfinale ließ er von Bach und Britten bis zum spröde-verkanteten Neue Musik-Piece „Kottos“ von Iannis Xenakis keine Höchstschwierigkeit aus. Beim finalen Orchesterkonzert dann brillierte er im extrem nervösen und die wildesten Haken schlagenden Cellokonzert von Witold Lutosławski. Ziemlich erschöpft und innerlich sicherlich glücklich nahm Michiaki Ueno danach den frenetischen Applaus und später dementsprechend auch den „Publikumspreis“ entgegen.
Nach dem „Johannes-Brahms“-Wettbewerb (2014) sowie dem „Witold Lutosławski Cello Competition“ (2018) trug sich Michiaki Ueno also nun in eine Preisträgerliste ein, die mit u. a. Maurizio Pollini und Emmanuel Pahud prominent besetzt ist. Doch dass Ueno schon lange kein Geheimtipp mehr ist, sondern in der Cello-Szene einen großen Namen besitzt, unterstreicht auch der Ritterschlag eines der ganz Großen. So hat Yo-Yo Ma ihn einmal als einen „fabelhaften Cellisten“ bezeichnet. Ein Lob, das aus so berufenem Mund natürlich runter wie Öl geht. Zumal es ein Bach-Video von Yo-Yo Ma war, das vor über 20 Jahren in dem gerade mal vierjährigen Musikus den Wunsch weckte, das Cello zu erlernen.
Von da ab ging es dann erstaunlich schnell. Sein erstes Konzert soll der in Paraguay geborene Japaner im Alter von sieben Jahren in der berühmten Santory Hall in Tokio gegeben haben – und zwar mit dem Cellokonzert von Édouard Lalo! Danach folgten Ausbildungsstationen auch in Spanien. Bevor Ueno 2015 ins deutsche Tokio, nach Düsseldorf ging, um an der Robert Schumann Hochschule bei Pieter Wispelwey zu studieren. Seit 2021 feilt er nun an der „Queen Elisabeth Music Chapel“ in Brüssel bei Gary Hoffman am allerletzten Feinschliff.
Dabei besitzt sein Spiel eben schon jetzt neben der makellosen Technik genau die nötige Ausdrucksfülle und Empfindsamkeit, um auch bei seinem Alben-Debüt direkt nach den Sternen zu greifen. Ausgewählt hat Michiaki Ueno dafür nämlich die sechs Cello-Suiten von Bach. Beeinflusst hat sein Bach-Denken neben Yo-Yo Ma natürlich Pieter Wispelwey: „Seine musikalische Denkweise inspiriert mich noch immer, ebenso wie Pablo Casals’. Dennoch kann ein Interpret nicht aus einer einzigen Tradition schöpfen. Das Wichtigste ist, eine genaue Vorstellung der Erzählung zu haben. Ich gebe zu, dass auch hier der Instinkt über den Regeln steht. Das Wesentliche ist das Wahren der Einheit, der erzählerischen Spannung innerhalb jeder Suite und der Botschaft.“ Und auf seinem „Testore“-Cello aus dem Jahr 1758 beeindruckt er jetzt nicht nur mit seiner gestalterischen Intelligenz. Michiaki Ueno verleiht dieser Musik eine Weite und Tiefe, die einen staunen lässt.

Neu erschienen:

Bach

Bach: Die sechs Cello-Suiten

Michiaki Ueno

La Dolce Volta /hm-Bertus

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Die nächsten Konzerte:

23.10. – Berlin, Philharmonie, Kammermusiksaal (Bach)
26.10. – Leipzig, Gewandhaus, Mendelssohn Saal (Bach)
27.10. – München, Gasteig HP8, Saal X (Bach)
20.11. – Bad Iburg, Schloss (Bach)
24./25.11. – Dessau, Anhaltisches Theater (Haydn)

Guido Fischer, 22.10.2022, Online-Artikel



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