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N° 1354
20. - 26.04.2024

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am 27.04.2024



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Miloš Karadaglić (c) Lars Borges

Saitensprünge 2022

Herzschläge eines Holzkastens

Zum 22. Mal findet im oberbayerischen Bad Aibling das Gitarrenfestival „Saitensprünge“ statt – mit reichlich Prominenz, wie etwa Miloš Karadaglić.

Auf ihr „Schwarzes Gold“ sind die Bad Aiblinger natürlich besonders stolz. Schließlich ist das oberbayerische Moor so gehalt- und damit so wertvoll, dass etwa von Rheuma oder Arthrose Geplagte auch aus der weiten Ferne hierhin pilgern, um sich in diesem altehrwürdigen Moorheilbad damit behandeln zu lassen. Seit 1999 reisen einmal im Jahr, immer im Herbst, aber auch internationale Gäste an, die keine schwarze „Gelenkschmiere“ brauchen. Ihre zehn Finger funktionieren nämlich makellos, brillant und pfeilschnell. Dass man nebenbei atemberaubend über die sechs Saiten zu hüpfen versteht, deutet zudem auch der Titel des Festivals an, bei dem im Publikum anwesende Hobby- und Profi-Gitarristen große Augen bekommen. Denn bei den „Saitensprüngen“ ist regelmäßig die Weltklasse des Gitarrenspiels zu erleben.
So auch in diesem Jahr. Wobei das sechsteilige Festival wieder einmal einen musikalischen Bogen von der Klassik über die Weltmusik bis hin zum Jazz schlägt. Und gleich zu Beginn ist der aktuell namhafteste Klassik-Gitarrist überhaupt zu erleben –Miloš Karadaglić. Vor über zehn Jahren startete der aus Montenegro stammende Musiker auf seinem „Holzkasten mit sechs Saiten“ (Karadaglić) so richtig durch – mit dem Debütalbum „Mediterráneo“, auf dem er mit Repertoire-Klassikern etwa von Enrique Granados und Francisco Tárrega, aber auch mit Stücken von Mikis Theodorakis seine musikalische Vielsprachigkeit andeutete. Und diese hat er sich bis heute bewahrt. So spielt er Beatles-Arrangements. In Bad Aibling stellte er auch den französischen Komponisten Mathias Duplessy vor, der sich von Jazz, Gipsy oder jüdischem Klezmer beeinflussen lässt. Im Zentrum seines Solo-Recitals soll aber jetzt Johann Sebastian Bach stehen. „Für mich beginnt und endet eigentlich alles irgendwie mit Bach“, gesteht Karadaglić. „Für mein Konzert in Bad Aibling habe ich mir ein Programm überlegt, das ganz eng verbunden ist mit dem großartigen Gitarristen Andrés Segovia. Mir ist es wichtig, die Vergangenheit zu ehren – und gleichzeitig mit diesen Erfahrungen gemeinsam in die Zukunft zu gehen.“
Eine ganz ähnliche Philosophie dürfte auch die übrigen hochkarätigen Musiker bei den diesjährigen „Saitensprüngen“ leiten. So präsentiert die belarussische Gitarristin Yuliya Lonskaya Bearbeitungen aus der Welt des Bossa Nova, Jazz, Folk oder des Tangos. Mit dem Wiener Ensemble Guitar4Mation ist danach eines der weltbesten Gitarren-Quartette zu erleben. Martin Schwarz, Michal Nagy, Petr Saidl und Campbell Diamond knüpfen dabei nicht nur an das Erbe der legendären Los Romeros an, die das kammermusikalisch vierstimmige Gitarrenspiel geprägt haben. Zugleich zeigt sich dieses international besetzte Gitarrenquartett gegenüber jedem Klangidiom offen – egal, ob es sich nun um die Musik des 19. Jahrhunderts handelt oder um Pop.
Zwischendurch soll dann auch wieder in einem Kinderkonzert die Lust auf den Sechssaiter geweckt werden. Bevor sodann Carlos Piñana ein fulminantes Flamenco-Feuerwerk auf seiner Gitarre abbrennt. Und auch das Finale der diesjährigen „Saitensprünge“ liegt gleichermaßen in den allerbesten Händen und Fingern. Zu erleben ist Eduardo Isaac, der neben Werken des großen Italieners Mario Castelnuovo-Tedesco auch Kompositionen aus seiner argentinischen Heimat mitbringt – von Carlos Aguirre sowie selbstverständlich von Gottvater Astor Piazzolla!

22. Internationales Gitarrenfestival Saitensprünge

15. Oktober bis 6. November
www.saitenspruenge.com Tickets: +49 (80 61) 90 80 15

Guido Fischer, 15.10.2022, Online-Artikel



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