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Ein Künstlerleben rundet sich: Der Trompeter Ludwig Güttler verabschiedet sich © August-Stark.de
Wenn in den nächsten Wochen und Monaten irgendwie in Deutschland, ob in Buxtehude, Speyer oder Leipzig, der Name „Ludwig Güttler“ auf Konzertankündigen angepriesen wird, sollte man noch wachsamer sein als sonst. Denn mit seinen 79 Jahren befindet sich der deutsche Trompeter Güttler diesen Herbst auf seiner Abschiedstournee. Nach Tausenden von Konzerten, Hunderten von Tonträgern und einer bewegten rund 50-jährigen Karriere soll endgültig Schluss sein. „Im Jahr 2023 wird es keine öffentlichen Konzerte mehr geben“, so Güttler in einem Statement. „Trompete werde ich aber ganz sicherlich noch spielen. Dann aber nur für mich selbst.“ Bis dahin ist der aus dem erzgebirgischen Sosa stammende Musiker also noch einmal ausgiebig unterwegs. Wobei er an seiner Seite nicht nur seinen alten, engen Freund und Weggefährten Friedrich Kircheis an der Orgel hat, sondern auch Trompeterkollegen wie Johann Clemens vom Leipziger Gewandhausorchester. Und selbstverständlich steht allüberall dann wieder herrliche Barockmusik auf dem Programm. Also jene musikalische Leib- und Magenspeise, mit der Güttler zu einer Instanz geworden ist (den Begriff „Star“ mag er so gar nicht).
Um aber eben nicht nur das gängige Repertoire fortwährend abzuspulen, hatte sich Güttler schon früh als erfolgreiche Spürnase erwiesen – dann, wenn er in den Musikarchiven verschwand, um Raritäten auszugraben und sie auch sofort mit einem seiner Ensembles aufzuführen. So gründete er 1976 das Leipziger Bach-Collegium, zwei Jahre später das Blechbläserensemble Ludwig Güttler. 1985 folgte dann die Gründung der „Virtuosi Saxoniae“, die sich ebenfalls noch zu DDR-Zeiten zu einem musikalischen Exportschlager entwickelten.
Natürlich sind diese Ensembles, aber auch Musikerfreunde wie Peter Schreier und Christiane Oelze auch auf jenem Album „In allen meinen Taten“ (Berlin Classics/Edel) vertreten, mit dem Güttler sich und seinen Fans ein Abschiedsgeschenk gemacht hat. Aus seiner reichen Diskographie stehen vor allem Choräle von Johann Krüger, Johann Sebastian Bach und Christian August Jacobi im Mittelpunkt. Und gleich zu Beginn spielt Güttler mit Kircheis das titelgebende Lied, dessen Zeilen ihm in seiner Abschiedsstimmung besonders gefallen haben: „Ich bin regelrecht froh darüber, jetzt, wo ein Künstlerleben zu Ende geht, für mich ein Motto gefunden zu haben, eine Überschrift: ‚In allen meinen Taten‘. Das ist ein Stück Bekenntnis, ein Stück Zuversicht, das ist – umgangssprachlich – nicht zu toppen.“
Auch wenn sich Ludwig Güttler also jetzt künstlerisch verabschieden wird, könnte man in den Wortlaut seiner offiziellen Bekanntgabe zumindest ein kleines Schlupfloch hinein interpretieren. Schließlich hat der Trompeter verkündet, dass er „im Jahr 2023“ keine Konzerte mehr geben wird. Was Hoffnung auf das Jahr 2024 macht.
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