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Eine große Portion Italianità in der „Stimme“: Der Klarinettist Nicolai Pfeffer © Vincenzo Petitta
An ein Live-Gespräch ist nicht zu denken, denn der Klarinettist Nicolai Pfeffer ist permanent auf Achse. Immerhin schaffen wir ein Zoom-Meeting, im Hintergrund reihen sich im Regal Noten und Partituren. Pfeffer ist nicht nur Solist und Kammermusiker, sondern auch Editor, Arrangeur und engagiert sich beim Instrumentenbauer Arthur Uebel an der Verbesserung des Instruments. „Dabei geht es um akustische und klangliche Fragen, Verbesserung der Ansprache und mechanische Zuverlässigkeit“, erklärt er.
Von einer sicheren Solo-Stelle in einem Spitzenorchester habe er nie geträumt, räumt er ein, so sehr er es genieße, die große Orchesterliteratur von Zeit zu Zeit als Aushilfe zu spielen, „aber dann wieder frei zu sein.“ Für sein Dreigestirn: Solo- und Kammermusik, das Edieren für Musikverlage und eigene Arrangements.
Nicolai Pfeffer kam erst spät zur Klarinette, überhaupt blieb seine musikalische Begabung lange verborgen: „Als Kind habe ich talentfrei Blockflöte gespielt, deshalb hieß es: Das Kind ist unmusikalisch.“ Der Weg zur Klarinette klinge erfunden, gibt er zu, es sei aber tatsächlich so gewesen: „Mein Onkel spielte Klarinette in einer Blaskapelle und starb sehr jung. Und irgendwann habe ich seine Klarinette auf dem Kleiderschrank gefunden. Daraufhin habe ich mir eine Aufnahme des Mozart-Klarinettenkonzerts gekauft und so lange gehört, bis meine Eltern bereit erklärten, mich das Instrument lernen zu lassen. Da war ich schon zwölf Jahre alt.“
Der Klarinette wird die besondere Nähe zum Charakter der menschlichen Stimme nachgesagt. „Da ist natürlich etwas dran“, sagt Pfeffer, wobei wir gleich bei seinem neuen Album „Echi d’Opera“ sind. Es entstand als Fortsetzung einer Einspielung von 2020, ebenfalls mit dem Orchestra della Toscana unter der Leitung von Markus Stenz, mit Mozarts Klarinettenkonzert und der Bearbeitung einer Mozart’schen Konzertarie. Letztere ließ die Idee reifen, Nicolai Pfeffers Faible für die Welt der Oper intensiver nachzugehen.
Und zwar auf der Basis von Konzertfantasien auf Verdi-Opern der beiden Klarinettisten Donato Lovreglio und Luigi Bassi aus dem 19. Jahrhundert. „Die beiden Konzertfantasien sind gängig, allerdings nur mit Klavierbegleitung.“ Pfeffer setzte sich an eine Orchestrierung dieser Vorlagen mit dem Ehrgeiz, sich dem Original Verdis, seiner Dramatik und dem Ideal seines Gesangs so weit wie möglich zu nähern. „Die Klarinettenliteratur war immer stimmlich inspiriert, Mozart hat es vorgemacht. Das Singen mit der Klarinette ist etwas, das dem Instrument innewohnt. Denken sie nur an das typische Klagen in der Klezmer Musik. Mich hat gereizt, auf möglichst authentische Art das Belcanto-Repertoire zu treffen. Wie kriege ich das hin, dass es klingt wie eine Operndiva?“
Er vertiefte sich in exemplarische Aufnahmen, beschäftigte sich mit Phrasierung, Artikulation und Rhetorik des Singens. Das Ergebnis ist oft verblüffend nah dran am Belcanto-Gefühl, dem Ideal des bühnengerechten, dramatischen Ausdrucks, sein Spiel „spricht“ und ist zugleich von aberwitziger Virtuosität und Geschmeidigkeit. Ein bisschen fremd stehen daneben Webers „Freischütz“-Ouvertüre und dessen Concertino für Klarinette und Orchester, ebenfalls fabelhaft „gesungen“. Das aber schmälert nicht das Vergnügen am Verschmachten der „Traviata“, den dramatischen Ausbrüchen des „Rigoletto“ und den herrlichen Melodiebögen der „Forza del Destino“.
Nova Antiqua/Note 1
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