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Trobar e Cantar (c) Michael Marczok
Zur mittelalterlichen Musik kam Marcia Lemke-Kern durch ein Hochzeitgeschenk. „Ein Freund überraschte uns mit einer CD mit Stücken aus dem Codex Chantilly, einem bedeutenden Manuskript aus jener Zeit. Die ungewöhnliche Harmonik dieser Musik hat mich sofort begeistert“, schwärmt die Hamburgerin, die zunächst Bratsche und Komposition studierte. Mit ihrem Mann zog sie bald nach Paris und bildete sich dort am Centre de musique médiévale in Musik und Gesang weiter. Mit dem Gesangstrio Trois Serors – deutsch: Drei Schwestern – trat sie als Sopranistin in Paris und in anderen französischen Städten auf.
Nach der Rückkehr nach Deutschland gründete sie 2011 das Ensemble Trobar e Cantar, um ihre Leidenschaft weiter zu vertiefen. Die Musikerinnen und Musiker spielen etwa auf Zink, Krummhorn, Gambe, Hakenharfe, Dulzian und Blockflöte sowie der kleinen Sackpfeife, die den putzigen Beinamen „Hümmelchen“ trägt. Diese Instrumente wurden nach historischen Bildern und Beschreibungen rekonstruiert.
„Wir begnügen uns nicht bloß mit Jahrmarktsmusik, sondern recherchieren genau in alten Manuskripten. Für diese Musik braucht man eine schlanke, flexible Stimme mit einem großen Umfang“, erklärt Lemke-Kern, die auch die künstlerische Leitung des Ensembles innehat. „Man muss sich dem Wechsel zwischen den sehr hohen und sehr tiefen Instrumentenstimmen gut anpassen können.“
Die Lieder aus den Versnovellen der französischen Dichterin Marie de France lassen die Sängerin seit ihrer Pariser Zeit nicht mehr los. Mit Trobar e Cantar führt sie jetzt auf einer kleinen Tournee Musik aus dem „Lai vom Geißblatt“ auf, das von dem berühmten Liebespaar Tristan und Isolde handelt. Lemke-Kern transkribierte das erst seit kurzem digitalisierte Wiener Manuskript 2542 (ÖNB) und entwarf dazu ein eigenes Arrangement. Etliche Lieder werden Tristan selbst zugeschrieben. Texte gebe es in Hülle und Fülle, sagt sie. Mittelalterliche Musik sei aber meist nicht in Schriftform überliefert.
„Dieses Mal haben wir uns große Freiheiten genommen. Ich habe die Musik ausgeschmückt und ein wenig verjazzt, um sie ins 21. Jahrhundert zu holen. Zugleich wollen wir aber auch ihren Ursprüngen treu bleiben.“ Die Lieder über Tristan und Isolde sind Monodien für Solostimmen mit akkordischer Instrumentalbegleitung. „Die einfach strukturierten Stücke ähneln heutigen Popsongs, vielleicht klingen sie ein bisschen nach den Beatles“, meint Lemke-Kern. „Wir haben dazu neue Harmonien gebastelt und schmücken die Lieder durch Verzierungen und rhythmische Veränderungen aus. Ich hoffe, dass der Funke auf das Publikum überspringt.“
Mit moderierten Konzertformaten will Trobar e Cantar weitere Brücken zwischen Mittelalter und Gegenwart schlagen. Dieses Mal ist der Schauspieler Javid Wunsch dabei. Zwischen den einzelnen Liedern erzählt er die Geschichte des Liebespaares, die bekanntermaßen tragisch endet. „Wir möchten die Zuhörer zum Nachdenken bringen. Isolde ist eine gefangene Frau, sie kann nicht über sich selbst bestimmen. In Deutschland vergisst man leicht, dass Frauen früher auch bei uns keine großen Freiheiten hatten.“
23.9. – Bremen, Konzerthaus Die Glocke
24.9. – Hannover, Schloss Landestrost
25.9. – Hamburg, Laeiszhalle
Corina Kolbe, 03.09.2022, Online-Artikel
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