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N° 1354
20. - 28.04.2024

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am 27.04.2024



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Plattform für besondere Aufnahmeprojekte: Cellist David Stromberg hat seine Bach-Cellosuiten auf originalen Instrumenten eingespielt © Raimar von Wienskowski

OehmsClassics

Alle unter einem Dach

Immer noch ein klingender Name: Im Kreis der Naxos-Familie feiert das deutsche Label einen stolzen 20. Geburtstag.

Hier kochte der Chef. Ganz so war es nicht, aber 16 Jahre lang hat Dieter Oehms bei OehmsClassics die Mischungen abgeschmeckt und den Plattenteller zumindest symbolisch gedreht. Der Name war Programm: Oehms war zuvor 35 Jahre als Manager bei der Deutschen Grammophon sowie bei BMG tätig gewesen, wo er zuletzt das Budget-Imprint Arte Nova mit Entdeckungen wie Christian Gerhaher, dem chilenischen Pianisten Alfredo Perl oder dem bahnbrechenden Beethoven-Zyklus von David Zinman mit dem Orchester der Zürcher Tonhalle (mit über einer Million verkaufter CDs) auf einen guten Weg gebracht hatte.
2002 legte er dann selbst los. Die günstigen CDs mit der Grundfarbe in einem hellen Blau, was gut zu ihrer Münchner Herkunft passte, sie eroberten sich durchaus einen angesehenen Platz auf dem umkämpften deutschen Klassikmarkt. Dazu bei trugen etwa langjährige Kooperationen mit dem Dirigenten Stanisław Skrowaczewski, dem Vokalensemble Singer Pur, dem Bariton Roman Trekel, dem Organisten Hansjörg Albrecht, dem Pianisten Michael Korstick oder den Opernhäusern in Frankfurt oder Mannheim samt dort mitschneidenden Rundfunkanstalten. Man hatte etablierte Namen im Regal, aber verstand sich besonders darauf, jungen Künstlern zum Debüt zu verhelfen.
Über die Jahre wurden so jeweils 50 CDs herausgebracht, darunter zahlreiche Newcomer, Raritäten und bedeutende Werkzyklen großer Komponisten. 2018 verkauft Oehms schließlich an die Naxos Music Group, wo zuvor schon der weltweite Vertrieb besorgt wurde. Und reihte die Firma damit ein in die dort in ihrer Identität weiter gepflegten, distinguierten Boutique Labels wie Capriccio, Orfeo, Ondine oder Dynamic.
Jetzt feiert man 20-jähriges Jubiläum. Und blickt einigermaßen frohgemut in eine unsichere Aufnahmezukunft, auch wenn man bei Naxos via deren Digital Library schon früh auf Streaming und Downloads gesetzt hat.
„Albrecht ist immer noch dabei“ so wie auch Singer Pur, stellt befriedigt Naxos Deutschland-Geschäftsführer Iwen Schmees fest, der gemeinsam mit dem langjährigen Produkt- und Labelmanager Christian Dieck bei Oehms gegenwärtig die Strippen zieht. Albrecht sitzt gegenwärtig an Orgeltranskriptionen von Bruckner-Sinfonien. Und auch die beiden Opernhäuser können inzwischen auf einen beachtlichen Produktkatalog blicken. Geld verdient man mit solchen aufwändigen Einspielungen nicht, sie sind aber wichtige Zeugnisse der eigenen Geschichte und wirkungsvolle Visitenkarten.
Das findet auch der junge deutsche Cellist David Stromberg, der mit Oehms bereits seine zweite CD realisiert hat: „Jahrelang habe ich daran gearbeitet, die Bach-Solo-Cellosuiten mit einem Barockinstrument und, wie ursprünglich vorgesehen, für die 6. Suite mit einem fünfsaitigen Cello piccolo zu spielen. Bei Oehms konnte ich das idealerweise so realisieren wie ich es wollte.“ Vorher schon hatte Stromberg hier die Cellowerke des halbvergessenen Komponisten Emánuel Moór herausbracht.
In Kürze folgt Weiteres, Besonderes: Emánuel Moór hatte nämlich das Duplex Coupler Grand Piano, einen Konzertflügel mit zwei Manualen erfunden. Diese konnten gekoppelt werden und ganz neue Klangwirkungen erzielen. Das Instrument und auch die spannenden Moór-Kompositionen erleben nun im Duo mit dem renommierten Pianisten Florian Uhlig eine Wiederbelebung im Konzertleben wie auf CD. Bei OehmsClasscis.

www.oehmsclassics.de

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Matthias Siehler, 04.06.2022, Online-Artikel



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