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am 27.04.2024



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Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“ (c) Werner Hierzer

Marionettentheater Schloss Schönbrunn

Ein kaiserliches Vergnügen

Die Verknüpfung von Tradition und Innovation ist das Erfolgsrezept dieser kleinen Opernbühne für große Musik.

Großer Bühnenzauber in kleinem Format. Das hat auf Schloss Schönbrunn bereits seit den Tagen von Kaiserin Maria Theresia Tradition. Denn schon die legendäre Monarchin bereicherte ihre prunkvollen Feste nicht nur mit musikalischen Einlagen, sondern ließ ihre Gäste ebenso mit fantasievollen Aufführungen des von Fürst Esterházy ins Leben gerufenen Marionettentheaters unterhalten.
Ein gewichtiges Erbe also, das Christine Hierzer-Riedler und Werner Hierzer an diesem historischen Ort angetreten haben. Seit der Neugründung 1994 leiten die beiden das Marionettentheater Schloss Schönbrunn und spielen mit ihrem 15-köpfigen Team jährlich rund 400 Vorstellungen. Zuhause ebenso wie auf Tourneen, die das Ensemble in der Vergangenheit unter anderem bis nach Kanada, Südkorea, Jordanien und Saudi-Arabien führten, wo sie als kulturelle Botschafter Österreichs und der Stadt Wien zahllose Erfolge feierten.
Und so zählt denn auch für viele internationale Gäste ein Besuch auf Schönbrunn zum Pflichtprogramm. Ein Großteil der rund 16.000 Besucherinnen und Besucher, die man pro Jahr im Schnitt zählt, kommt noch immer aus Wien selbst oder aus der näheren Umgebung.
Für zahlreiche Opernfans waren die Schönbrunner Marionetten-Aufführungen einst die erste Berührung mit dem Musiktheater. Verbunden mit persönlichen Erinnerungen, die nun an die eigenen Kinder weitergegeben werden. Wobei der Spielplan keineswegs nur die klassischen Märchenstoffe oder Opern-Dauerbrenner wie „Die Zauberflöte“ und „Hänsel und Gretel“ umfasst. Die beiden künstlerischen Leiter wollen mit ihrem Programm Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprechen. Getreu dem selbst gewählten Motto „Traditionelles erhalten – Neues gestalten“, wurde das Repertoire dabei stetig erweitert und umfasst heute ebenfalls Musicals und Operettenbearbeitungen. Ebenso wie eine höchst virtuos gestaltete Ballett-Version von Wolfgang Amadeus Mozarts „Kleiner Nachtmusik“. Nicht ohne Stolz verweist das Leitungs-Duo darauf, dass sich unter den 22 Produktionen, die aktuell auf dem Spielplan stehen, ganze acht Auftragswerke finden, die speziell für Schönbrunn erarbeitet und ganz auf das Ensemble zugeschnitten wurden.
Ihr Handwerk gelernt haben Christine Hierzer-Riedler und Werner Hierzer in den 1970er Jahren im legendären Salzburger Marionettentheater, deren ganz besondere Spieltechnik 2016 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde. Die dort gesammelten Erfahrungen geben die beiden seit mehr als einem Vierteljahrhundert auch in Wien an eine neue Generation von Puppenspielerinnen und Puppenspielern weiter. Verbunden mit neuen eigenen Impulsen und modernster Bühnentechnik. Denn vom Aufwand her unterscheiden sich die Produktionen auf der 3 x 1,2 Meter großen Schönbrunner Bühne kaum von den Aufführungen der großen Wiener Opernhäuser.
Unzählige Stunden Arbeit verstreichen hier, bis aus den ersten Entwürfen die einzelnen Marionetten werden. Jede von Hand gefertigt und beim Schnitzen mit individuellen Gesichts- und Charakterzügen versehen. Wobei man bereits im Entstehungsprozess die später eingeforderten Bewegungen im Hinterkopf behalten muss. Dass sich die Arbeit lohnt, steht für das Team dabei außer Frage. Dafür legt neben Auszeichnungen bei renommierten internationalen Festivals nicht zuletzt der begeisterte Applaus des Publikums Zeugnis ab.

www.marionettentheater.at

Tobias Hell, 21.05.2022, Online-Artikel



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