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Marktplatz Halle (c) Thomas Ziegler
Im Mai 1922 fanden sie zum ersten Mal in Halle statt, die Händel-Festspiele. Gerade mal vier Tage dauerten sie (heute sind mehr es als zwei Wochen!). Trotzdem war selbst der Kritiker der „Saale-Zeitung“ noch von all den Musikerlebnissen wie berauscht, als er schrieb: „Wenn in unsern besten musikalischen Kreisen der Wunsch besteht, […] das Volk von der Seichtigkeit der Schlager- und Operettenmusik abzuziehen und es für ein edleres Musikgenießen wieder fähig zu machen, so kann es dafür nichts Geeigneteres geben, als Händelsche Musik“. Zu den Highlights der Debüt-Ausgabe gehörte auch die szenische Aufführung von Händels „Orlando“. Eine Oper, die seitdem immer wieder gegeben wurde. Wobei der Titelheld – wie 1961 – schon mal in lustige Ritterrüstungen gesteckt wurde. Solche Kostüm- und überhaupt antiquiert anmutenden Regie-Ideen sind aber in Halle schon längst passé. Weshalb die nunmehr vierte „Orlando“-Inszenierung in der Geschichte der Festspiele zum garantierten Ohren- wie Augenschmaus wird. In der Regie von Walter Sutcliffe eröffnen die Händel-Festspiele jetzt ihre Jubiläumsausgabe – und in der Partie des rasenden Roland ist der sensationelle Countertenor Xavier Sabata zu erleben.
Mit dieser Neuproduktion erinnern die Festspiele im 100. Jahr ihres Bestehens an die Anfänge. Zugleich unterstreicht man einmal mehr in den 17 Tagen mit einem proppevollen Programm seinen Ruf als Mekka für alle Händel-Fans im In- und Ausland. Denn in den knapp 70 Veranstaltungen ist nicht nur erneut die Crème de la Crème der Barockmusik-Szene zu Gast – etwa von Philippe Jaroussky über Jordi Savall und William Christie bis hin zu Emőke Baráth und Maite Beaumont. Zugleich bekommt man in Halle auf einen Schlag gleich jeweils fünf Oratorien und fünf Opern geboten! Zu den Oratorien gehört etwa die schon ebenfalls 1922 aufgeführte „Semele“. Und das Besondere: Howard Arman dirigiert 2022 die einst gebotene, deutsche Fassung. Außerdem ist die schon für 2021 geplante, aber wegen Corona verschobene „Brockes-Passion“ in der Regie von Walter Sutcliffe und mit Dirigent Michael Hofstetter zu erleben. Bei den Opern sticht neben „Orlando“ und „Ariodante“ (mit der Lautten Compagney und dem Marionettentheater Carlo Colla e Figli) auch das Opernfragment „Fernando, Re di Castiglia“ heraus, das das Ensemble Opera Settecento unter Leo Duarte zur Uraufführung bringt.
Anlässlich des runden Geburtstags geben sich aber auch einige Händel-Preisträger die Ehre. Zu ihnen gehört die Pianistin Ragna Schirmer. Und in dem Konzert „Vier auf einen Streich“ treten gleich vier Preisträger gemeinsam auf – mit Wolfgang Katschner (2004), Vivica Genaux (2017), Valer Sabadus (2020) sowie Axel Köhler (1994), der das Konzert moderiert.
Doch wie es in Halle schon lange zum guten Ton gehört, bespielt man erneut auch abseits erstklassiger Darmsaiten-Fingerfertigkeit und countertenoralem Feuerwerk die Stadt und die Region. Jazzsängerin Lia Pale gesteht mit ihrem Händel-Songbook: „Yes, I’m in Love“. Im Händelhaus wird „Poetry Slam“ geboten. Und für das Open-Air-Konzert „Bridges to Classic“ kommt es gar zur Begegnung zwischen Händels Geist und dem leibhaftigen Sänger der Manfred Mann’s Earthband, Robert Hart.
„100 Jahre Händel-Festspiele in Halle“
27. Mai bis 12. Juni
www.haendelhaus.de
Tickets: +49 (0) 345 565 27 06
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