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Klarinettist Sebastian Manz (l.) und Pianist Herbert Schuch (r.) (c) Nikolaj Lund
Mit seinen beiden Sonaten op. 120 hinterließ Johannes Brahms den Klarinettisten ein wertvolles Vermächtnis. Sowohl die erste in f-Moll – düster und schwermütig zu Beginn, später in freundlichere Regionen übergehend – als auch die zweite, die lichtere Sonate in Es-Dur, gehören zum kammermusikalischen Kernrepertoire für das Instrument. Sebastian Manz spielt diese Werke seit Jungendtagen, unzählige Male hat er sie schon mit unterschiedlichen Klavierpartnern im Konzert dargeboten. „Mit den Brahms-Sonaten“, sagt er, „habe ich mich schon früher beschäftigt als mit Mozarts Konzert“ – immerhin der große Feger des Klarinetten-Repertoires. Dass er die späten Brahms-Werke, sie entstanden 1894, drei Jahre vor dessen Tod, einmal einspielen würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. „Ich bin ein großer Fan des Mediums CD, auch wenn ich weiß, dass man heute kein großes Geld mehr damit machen kann.“ Das Haptische, und auch die Konzentration, die der Umgang mit einem physischen Tonträger im Gegensatz zum Durchklicken einer Playlist erfordert, faszinieren Sebastian Manz.
Entstanden ist die Einspielung im vergangenen Oktober an einem besonderen Ort, dem Angelika Kauffmann Saal im österreichischen Schwarzenberg: ein aus dem Tannen- und Buchenholz des umliegenden Bregenzerwaldes gefertigtes Architektur-Kleinod mit überwältigender Akustik. Von Natur und weidenden Kühen umgeben, hatten sich Sebastian Manz und der Pianist Herbert Schuch fünf Tage hier eingemietet, um dem passenden Brahms-Klang auf den Grund zu gehen. „Die Atmosphäre hier war einzigartig, und ich glaube, viel davon ist auch auf unserer Aufnahme zu hören“, erzählt der Klarinettist. „Die herbstlichen Farben, von denen wir umgeben waren, findet man auch in der Musik von Brahms.“ Mit Schuch wusste Sebastian Manz einen Pianisten an seiner Seite, dem viel an einer gewissenhaften und bedachten Vorbereitung liegt, der aber im Moment der Aufführung sehr spontan sein kann und auch auf feinste Regungen seines Gegenübers reagiert. Diese Frische und Unvoreingenommenheit prägen auch das Album, auf dem inmitten der beiden Brahms-Sonaten auch die „Fantasiestücke“ von Schumann und Niels Wilhelm Gade zu hören sind.
„Es hat mich gereizt, das – wenn man so will – konventionelle Programm mit den beiden Brahms-Sonaten um diese etwas unbekannteren Stücke zu ergänzen“, sagt Sebastian Manz, der gemeinsam mit Herbert Schuch die mal verträumte, mal quirlige Poesie dieser Miniaturen in einen spannungsvollen Dialog mit der oft dramatisch angereicherten Erhabenheit des Brahms’schen Schwanengensangs bringt. Dabei hört man, dass bei allem Kontrast nicht nur biografische, sondern auch musikalische Verbindungslinien zwischen den drei Erzromantikern bestehen. Mit „Brahms – Schumann – Gade“ präsentiert Sebastian Manz ein fast schon puristisches Programm. So viel sei verraten: Das nächste Projekt des auch für Jazz und Weltmusik begeisterten Klarinettisten, der sich daneben als Arrangeur und Komponist einen Namen gemacht hat, wird völlig anders aussehen.
Berlin Classics/Edel
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