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Atmet den Geist des idyllischen Arkadien: Die 70. Schwetzinger SWR Festspiele © Elmar Witt
Am 15. Juni 1753 lud Kurfürst Carl Theodor all seine kunstsinnigen Freunde zu einem außerordentlichen Ereignis ein. An jenem Tag wurde nämlich in der Schwetzinger Sommerresidenz des Fürsten das Hoftheater mit einer Oper von einem gewissen Ignaz Holzbauer eröffnet. „Il figlio delle selve“ hieß dieses Premierenstück – das trotz des damaligen Erfolgs für die nächsten runden 250 Jahre wieder in den Dornröschenschlaf fallen sollte. Erst 2003 wurde die Oper aufgeführt – wieder in Schwetzingen. Aber diesmal im Rahmen der Schwetzinger SWR Festspiele und im frisch renovierten Rokokotheater. Auch dank solcher Opernwiederentdeckungen haben sich die Festspiele längst zu einer Art Pilgerstätte für Opernfans aus aller Welt entwickelt. Wobei man seit der ersten Ausgabe, die 1952 in der bis heute traumhaften Kulisse des Schwetzinger Schlosses und Parks stattfand, nicht nur Opern etwa auch von Alessandro Scarlatti präsentierte, sondern gleichermaßen modernes Musiktheater.
Genau mit diesem musikalischen Spagat feiert man unter dem Motto „Arkadien“ so auch den 70. Festival-Geburtstag. Ausgegraben hat man diesmal dafür die Oper „L’Isola d’Alcina“ von Giuseppe Gazzaniga. 1773 wurde diese Parodie auf den Mythos der Zauberin Alcina in Schwetzingen uraufgeführt. Die diesjährige Auftragskomposition stammt hingegen von Johannes Kalitzke, der seine Oper „Kapitän Nemos Bibliothek“ am Pult des Ensemble Modern auch aus der Taufe heben wird. In der Regie von Christoph Werner erzählt Kalitzke nach dem gleichnamigen Roman von Per Olov Enquist die Geschichte zweier Jungen, die nach ihrer Geburt vertauscht und fälschlicherweise von der Mutter des jeweils anderen aufgezogen wurden.
Rund 50 Veranstaltungen bietet das Programm zum runden Festival-Geburtstag, der gedanklich in die bereits von antiken Dichtern besungene, mythische Hirtenlandschaft einlädt. „Bei der Wahl des Mottos stand der Genius loci Pate“, so die Künstlerische Leiterin Heike Hoffmann. „Arkadien als utopischer Sehnsuchtsort – so hat Kurfürst Carl Theodor im 18. Jahrhundert Schloss und Park Schwetzingen als Sommerresidenz erbaut. Im Geist der Aufklärung und als Heimstatt der Künste. Namentlich die Musik war in Schwetzingen zu Hause.“
Musik in ihrer stets begeisternden wie verblüffenden Bandbreite ist in Schwetzingen aber selbstverständlich auch 2022 zu erleben. So ist allein die großartige Geigerin Isabelle Faust mit gleich drei unterschiedlichen Konzertprogrammen zu Gast – mal als Solistin, die den Bogen von der Barockmusik hin zur Moderne schlägt, mal als Partnerin von Pianist Alexander Melnikov. Star-Cellist Jean-Guihen Queyras tut sich hingegen mit u.a. Saxophonist Raphaël Imbert für Werke von Hanns Eisler und Ornette Coleman zusammen. Und während Sopranistin Julia Lezhneva mit Concerto Köln der „Mannheimer Schule“ huldigt, verbünden sich mit dem Belcea Quartett und dem Quatuor Ébène gleich zwei Weltklasse-Vierer zu einem First-Class-Achter, der sich den Oktetten von Felix Mendelssohn Bartholdy und George Enescu widmet. Für das Abschlusskonzert der Jubiläumsausgabe hat sich schließlich eine Legende angesagt. Es ist Klaus Maria Brandauer, der zusammen mit dem GrauSchumacher Piano Duo und anhand von Briefen und Notizen in der Familiegeschichte der Mozarts blättert.
Schwetzinger SWR Festspiele „Arkadien“
29. April bis 28. Mai
www.schwetzinger-swr-festspiele.de
Tickets: +49 (0)72 21 300 100
Und vorab im Radio:
SWR2 MUSIKSTUNDE Mit Katharina Eickhoff
Einmal Arkadien, bitte! Von der Sehnsucht nach Idylle
Eine ganze Woche lang geht es um das Leitmotiv der diesjährigen Schwetzinger SWR Festspiele:
25.-29.04.2022, jeweils 9.05 – 10 Uhr im Kulturradio SWR2
Alle Konzerte und Opern werden vom Kulturradio SWR2 begleitet und nach ihrer Ausstrahlung auf SWR2.de zum Nachhören bereitgestellt.
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