Startseite · Oper & Konzert · Festival
Werbeinformation
Auf Visionen ist man bei den KunstFestSpielen Herrenhausen abonniert. Das Vision String Quartet ist dieses Jahr zu Gast. (c) Sander Stuart
Beim Deutschen Musikinformationszentrum ist ein Beitrag abrufbar, der das Phänomen der Festspiele und Musikfestivals systematisch untersucht. Dort kann man nachlesen, dass nach den frühen Gründungen im 19. Jahrhundert wie etwa den Bayreuther Festspielen lange Zeit wenig nachkam, bevor es zwei große Schübe von Neugründungen im 20. Jahrhundert gab: Die erste Gründungswelle ist nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu verzeichnen, die zweite nach der politischen Wende zu Beginn der 1990er Jahre.
Die Vorhut der zweiten Welle bescherte Justus Frantz bereits 1986 mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF). Unter dem Motto „Klassik auf dem Lande“ kreierte er eine Idee, nach deren Muster heute die meisten der Festivals im Norden verfahren, die Kirchen, Herrenhäuser und Scheunen in Konzertstätten verwandeln und das pittoreske Ambiente und den Charme der Landschaft in ihre bürgernah gedachten Konzepte mit einpreisen.
In diesem Jahr prägt beim Schleswig-Holstein Musik Festival erstmals mit Omer Meir Wellber ein Dirigent als Porträtkünstler den Festspielsommer, programmatisch steht der in Hamburg geborene Johannes Brahms im Zentrum (2.7. bis 28.8., www.shmf.de).
Ein weiterer Big Player im hohen Norden sind die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die Spielorte von der Seenplatte bis zur Ostseeküste bespielen. 2022 ist der Geiger und Dirigent Emmanuel Tjeknavorian als Residenzkünstler installiert (18.6. bis 18.9., www.festspiele-mv.de).
Vor den Toren Hannovers haben sich die KunstFestSpiele Herrenhausen im Barockschloss Herrenhausen unter der künstlerischen Leitung von Ingo Metzmacher dem Experiment verschrieben. Einer der Höhepunkte ist die Uraufführung von „rwh 1-4“ von Mark Andre für über 200 SängerInnen und das Ensemble Modern (12. bis 29.5., www.kunstfestspiele.de).
Das Usedomer Musikfestival, das eigentlich im Herbst stattfindet, leistet sich im Mai ein Vorprogramm in Form einer dreitägigen Residenz des New York Philharmonic Orchestra, unter anderem mit Anne-Sophie Mutter und Thomas Hampson (20. bis 22.5., www.usedomer-musikfestival.de).
Im Osten der Republik, in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg setzen die Festival-Macher weniger auf Landschaft als auf die große Musiktradition. Allein die Wallfahrtsorte für Bach-Liebhaber sind zahlreich, aber auch Händel, Telemann und Schütz stammen bekanntlich aus diesem Landesteil. Obwohl natürlich auch Richard Wagner und Robert Schumann im Osten geboren und Franz Liszt lange dort tätig war, sind in der Festivallandschaft des Ostens immer noch die Altmeister dominant.
Die Magdeburger Telemann-Festtage feiern ihre 25. Ausgabe mit 300 KünstlerInnen aus dem Who’s who der Alte-Musik-Szene unter dem Motto „Klangfarben“ (18. bis 27.3., www.telemann-festtage.de).
Die Dresdner Musikfestspiele begehen unter dem Titel „Zauber“ ihren 45. Jahrgang, Intendant Jan Vogler, selbst Cellist initiiert mit „Cellomania 2.0.“ ein Gipfeltreffen weltberühmter CellistInnen (11.5 bis 10.6., www.musikfestspiele.com).
Eine Besonderheit sind die 13. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch in der Sächsischen Schweiz, wo Dmitri Schostakowitsch sein achtes Streichquartett komponierte, das als eines seiner bedeutendsten Werke gilt – und das einzige Werk ist, das er außerhalb der Sowjetunion komponierte (30.6. bis 3.7., www.schostakowitsch-tage.de).
Das Bachfest Leipzig stellt diesen Jahrgang unter das Motto „We are Family“, das laut Intendant Michael Maul auf der Vision beruht, ein Fest zu feiern, wie es die Bach-Familie einst in Thüringen zu feiern pflegte. „Einmal im Jahr traf sich die weitverzweigte Musikerfamilie an einem bestimmten Ort, um gemeinsam zu musizieren und die legendären Quodlibets zu singen. Heute ist die Bach-Familie eine globale.“ (9. bis 19.6, www.bachfestleipzig.de)
Die Thüringer Bachwochen sind das größte Musikfestival Thüringens und haben sich auf das Werk Bachs und der Bachfamilie an den authentischen Lebens- und Wirkungsstätten spezialisiert. Die 30. Ausgabe steht unter dem Motto „Die Welt übersetzen“ und erinnert an Martin Luther, der vor 500 Jahren auf der Wartburg das Neue Testament übersetzte (12.3. bis 1.5., www.thueringer-bachwochen.de).
Die ehrwürdigen Händel-Festspiele Halle fallen ein bisschen heraus aus der Theorie der Festival-Gründungswellen, denn sie feiern in diesem Jahr bereits ihren 100. Geburtstag. Das bietet Gelegenheit zu historischer Aufführungspraxis der anderen Art: So kommt „Semele“ genau in der Form zu Aufführung, wie das Oratorium 1922 erklungen ist: Mit der Staatskapelle Halle, dem Chor der Robert-Franz-Singakademie in deutscher Sprache und in der damaligen Strichfassung (27.5. bis 12.6., www.haendelhaus.de/de/hfs/startseite).
Berlin ist ein Sonderfall, denn die Hauptstadt ist eigentlich ein einziges, ganzjähriges Festival, allein mit ihren drei Opernhäusern. Zu erwähnen ist dennoch das Musikfest Berlin, das erneut besondere Programmkonstellationen mit internationalen Spitzenorchestern bündelt (28.8. bis 19.9., www.berlinerfestspiele.de/de/musikfest-berlin/start.html). Nebenan widmen sich die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci passend zum Ambiente der Alten Musik. Unter der künstlerischen Leitung von Blockflöten-Queen Dorothee Oberlinger lautet das diesjährige Motto „Inseln“ (10. bis 26. 6., www.musikfestspiele-potsdam.de).
Regine Müller, 26.03.2022, RONDO Ausgabe 2 / 2022
Meldungen und Meinungen der Musikwelt
Als der unweit von Berlin geborene Giacomo Meyerbeer 1864 in seiner Wahlheimat Paris verstarb, […]
zum Artikel
Auf langem Atem
Die Anthologie zeitgenössischer Konzerte für ihr Instrument rundet die Blockflötistin mit […]
zum Artikel
Seit dem frühen Morgen 1:00 Uhr MEZ finden in Rio de Janeiro und damit zum ersten Mal in […]
zum Artikel
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Bei den Organisten steht der französische Komponist Louis Vierne hoch im Kurs. Der Schüler von César Franck und Charles-Marie Widor war selbst ein hervorragender Organist, der zirka 150 Orgelwerke schrieb. Weitaus weniger bekannt ist, dass er auch eine ganze Reihe herausragender Klavierstücke komponierte, kaum ein Klavierstudent – zumal außerhalb Frankreichs – dürfte während seines Studiums mit Viernes Klaviermusik in Berührung kommen. Umso verdienstvoller ist es, dass sich nun der […] mehr