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Das Kloster Raitenhaslach, einer der Konzertorte des Festivals (c) Hans Mitterer / Stadt Augsburg
In der Musik wie im Leben schöpft man in der Gegenwart aus der Tradition, um die Zukunft zu gewinnen. Die Brüder Johannes Tonio und Cornelius Claudio Kreusch – der eine klassischer Gitarrist, der andere Jazzpianist und beide künstlerische Leiter mehrerer Festivals und Konzertreihen – haben dieses allzu oft übersehene Prinzip seit fünf Jahren zum Festival-Thema gemacht: „Look into the Future“ nennen sie ihr für die Stadt Burghausen kuratiertes Format, das aktuelle Musik aus allen Genres mit anderen Kunstgattungen im eindrucksvollen Ambiente des Klosters Raitenhaslach sowie weiteren Veranstaltungsorten in Burghausen zusammenspannt und dabei nach wegweisendem kreativen Denken fragt. Die – coronabedingt erst – vierte Ausgabe startet nun wieder am angestammten Pfingst-Termin.
Außergewöhnlich epochen-, stil- und genre-übergreifend ist schon das erste Konzert am Donnerstag, 2. Juni, wenn der bosnische Lautenist Edin Karamazov, der schon so unterschiedliche Stars wie Renée Fleming, Andreas Scholl oder Sting begleitet hat, sein aktuelles Album „Songs from the Labyrinth“ vorstellt. Und dabei Alte Musik durch Improvisation neu klingen lässt. Tags darauf wird eine Tradition fortgesetzt, die sich aus der Kooperation mit dem historischen Anker-Kino am Stadtplatz ergeben hat: Die improvisierte Live-Vertonung von Stummfilmklassikern. Schon 2019 hatte sich Lukas Ligeti Fritz Langs „Metropolis“ angenommen, jetzt folgt Langs zweiter großer Science-Fiction-Stummfilm „Frau im Mond“ von 1929: Simon Stockhausen wird dazu einen „komprovisierten“ Soundtrack aus Saxofon, Stimme, Perkussionsinstrumenten und Live-Elektronik uraufführen.
Zwei besondere Solokonzerte locken am Samstag. Zunächst mit der Pianistin Aki Takase, Grand Dame des Free Jazz, die gleichwohl nie ihre klassischen Wurzeln oder die Jazztradition – zum Beispiel mit ihrem preisgekrönten Fats-Waller-Programm – verleugnet hat. Dann mit dem Schlagzeuger Cyril Atef alias Papatef (neben Vincent Segal die andere Hälfte von Bumcello), der wegen der großen Nachfrage eine Neuauflage seiner Dance-Club-Night von 2020 gibt: Ein extrem tanzbares Drum- und Sample-Feuerwerk quer durch die Musikkontinente. Nach einem Frühschoppen mit der Stubenjazz-Truppe des Trompeters Michael T. Otto geht es am Sonntag mit Latin Music ins große Finale. Die siebenköpfige Band Son del Nene des Sängers, Perkussionisten und Grammy-Preisträgers El Nene repräsentiert die jüngste Musikergeneration Kubas.
Zum Festival-Konzept, die Zuschauer so weit wie möglich in die Sphäre der Künstler hineinzuziehen, gehört, dass der Journalist und Elbphilharmonie-Pressechef Tom R. Schulz nach allen Konzerten ein diskussionsoffenes Künstlergespräch führt. Dazu kommt ein genau abgestimmtes Rahmenprogramm. So läuft während des gesamten Festivals im Gewölbesaal Gregor Zootzkys Kurzfilm „Psst pp Piano – Hommage à Mary Bauermeister“ über die Künstlerin und Ehefrau von Karlheinz Stockhausen, außerdem gibt es eine Kunstausstellung mit Tanzperformance, Vorträgen und Lesungen von Musikjournalisten und Tai-Chi-Chuan-Großmeistern. Ganzheitlich und interdisziplinär, ohne je beliebig zu werden – so sieht die Zukunft von Musikfestivals aus.
2. bis 5. Juni
www.burghausen.de/litf
Tickets: +49 (0)86 77 974 00 oder
+49 (0)86 77 887-140 / -141
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