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(c) Brescia e Amisano / Il Teatro alla Scala
Diese „Pique-Dame“-Premiere an der Mailänder Scala am 23. Februar war aus zwei Gründen bemerkenswert. Valery Gergiev dürfte nun auch dort der erste Dirigent sein, der eine Neuinszenierung so gut wie ohne jede Probe wuppte. Und das musikalisch erstklassig. Mit einer dunklen, satten Farbenpalette aufgewühlter Gefühle dirigierte er die Tschaikowski-Oper.
Zum Zweiten aber stand hier, während in der Nacht die russischen Truppen in der Ukraine einmarschierten, Vladimir Putins Klassik-Lordsiegelbewahrer vermutlich zum letzten Mal an einem Pult außerhalb Russlands. Weil er sich für die Annexion der Krim ausgesprochen und bei „Friedenskonzerten“ dort und im antiken Theater von Palmyra in Putins Auftrag den Stab geschwungen hatte. Und vom nächsten Tag an alle seine westlichen Engagements von New York bis Verbier, München, Paris bis Rotterdam und Edinburgh verlor.
In Mailand gab es, als Gergiev erschien, zwei kleine Buhs, sonst nur Jubel. Dabei hatten, was im Nachhinein besonders übel aufstößt, unmittelbar vor dem Ukraineangriff Kinder Opernkrieg zu spielen. „Wir sind hier alle versammelt, den russischen Feinden zur Abschreckung. Böser Gegner, hüte dich, mach dich davon mit deinen üblen Absichten. Oder unterwirf dich. Hurra!“ so sangen die kleinen Soldaten im Sommergarten. Nur einen Abend lang. Inzwischen ist der Chor gestrichen.
Die zahn- wie zeitlose Inszenierung zwischen Neonröhren, Spiegeln, Nebel und ein paar Lüstern besorgte der als Burgtheaterdirektor geschasste Matthias Hartmann. Auf der Bühne standen nur Osteuropäer.
Najmiddin Mavlyanov als Hermann kämpfte bisweilen mit der Höhe, wurde aber zum Schluss hin bis zum Selbstmord im Spielsaal als Charakter immer besser. So wie Asmik Grigorian als Lisa faszinierte, auch wenn sie manchen Spitzenton mehr schrie als sang. Auch die tiefen Männerstimmen waren mit dem geschmeidigen Roman Burdenko (Graf Tomski) und dem raueren Alexey Markov (Fürst Jelezki) hervorragend besetzt.
Als alte Gräfin gingen der Scala Olga Borodina als auch Violeta Urmana verloren. Als dritte Pique-Dame kam die zu junge Julia Gertseva höchst würdevoll vokal changierend ins Spiel; bei der letzten Scala-Premiere 1994 war sie noch die Lisa-Freundin Polina gewesen.
Matthias Siehler, 02.04.2022, RONDO Ausgabe 2 / 2022
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