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Tourneealltag – das heißt, jeden Tag in einer neuen Stadt zu sein und in einem neuen Hotel. Der Bus fährt vor, die Musiker tragen Koffer und Instrumente in ihre Hotelzimmer, es bleiben wenige Momente der Erholung, bevor man sich zur Probe versammelt. Abends Konzert, spät (aber nicht zu spät) ins Bett; am nächsten Tag fährt der Bus wieder vor, und es geht in die nächste Stadt und zum nächsten Konzert. Gleichförmiger Trubel, der sich nicht in einförmiger Routine auf dem Podium niederschlagen darf. So trifft Amsterdam Sinfonietta im Hotel in Hamburg ein. Candida Thompson ist nicht ganz wohl, sie muss ruhen, um am Abend in der Laeiszhalle fit zu sein – wir sprechen daher mit Willem de Bordes, dem Programmdirektor und künstlerischen Koordinator des Ensembles.
Ende der 80er Jahre gründeten junge Musiker mit einer gemeinsamen Passion für Kammermusik ihr eigenes Ensemble und nannten es Nieuw Sinfonietta Amsterdam. Enthusiasmus, Einsatzfreude und geglücktes Zusammenspiel sicherten dem Streichorchester schnell einen festen Platz im niederländischen Musikleben. Lev Markiz, der erste Leiter von Nieuw Sinfonietta Amsterdam, formte einen typischen Ensembleklang und brachte aus seiner russischen Heimat Musik mit, die seinerzeit neu und aufregend war: Schnittke, Denisov und der damals im Westen immer noch zu wenig bekannte Schostakowitsch gaben den Programmen ein neuartiges, aufregendes Gepräge.
Der zweite Leiter war seit 1998 Peter Oundjian, vormals Primarius des Tokyo String Quartet; er prägte seine Ära mit spezifischen Streicherthemen wie Musik für Doppelorchester, großen Streichquartetten und Sinfonik der klassischen Epoche. 2003 brach dann mit Candida Thompson als Leiterin eine neue Epoche an, die sich auch in einem neuen Namen ausdrückte – von jetzt an nannte man sich kurz und prägnant Amsterdam Sinfonietta.
Für Candida Thompson spielt der musikalische Geist die entscheidende Rolle: Die 22 Musiker von Amsterdam Sinfonietta zu einem harmonischen Klangkörper zusammenzufügen, erfordert für sie dieselbe Haltung, die auch die Mitglieder eines Streichquartetts eint. So werden die Reisen durch das gesamte Repertoire für Streicher vom Barock bis in die neueste Zeit zu gemeinsamen Entdeckungsreisen, auf denen die Musiker im regen künstlerischen Austausch zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen. Für einen Dirigenten ist hier kein Platz: »Der Geist der Kammermusik lässt sich nicht dirigieren«, sagt Candida Thompson kurz und bündig.
Detmar Huchting, RONDO Ausgabe 3 / 2011
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Eva Jagun stammt aus einer Kölner Musikerfamilie und lernte zunächst Geige, Flöte, Gitarre und Klavier. Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie in diversen Chören und Bands, später studierte sie in Hamburg Musik, seit einigen Jahren lebt sie in Berlin.
Dort arbeitet sie als Sängerin wie auch als Geigerin im Studio und auf der Bühne mit einer Vielzahl von Künstlern zusammen, unter anderen mit Nina Hagen oder Dieter Hallervorden. Wichtige Impulse erhielt sie vom kanadischen Jazzbassisten […] mehr