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N° 1354
20. - 26.04.2024

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am 27.04.2024



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(c) Martin Förster

Bachwoche Stuttgart 

Überfälliges Gipfeltreffen

Bei der von Hans-Christoph Rademann geleiteten Stuttgarter Bachwoche stehen mit Bach und Zelenka diesmal auch zwei ehemalige Jobkonkurrenten im Mittelpunkt.

Ein Jahresgehalt von 6.000 Taler plus 500 Taler für Reisespesen und sonstige Auslagen – das war ein wahrhaft lukratives Angebot, das August der Starke da seinem zukünftigen Hofkapellmeister versprach. Kein Wunder, dass sich für den vakanten leitenden Musikerposten in Dresden gleich drei der namhaftesten Komponisten bewarben. Der Böhme Jan Dismas Zelenka machte sich große Hoffnungen wie auch Johann Sebastian Bach. Doch das Rennen machte Johann Adolf Hasse. Während Bach somit wieder zurück nach Leipzig ging und dort seinen Dienst als Thomaskantor verrichtete, wurde Zelenka immerhin bald zum Dresdner „Kirchencompositeur“ ernannt. Und auch in dieser Funktion schrieb er geistliche Werke, die noch Anfang des 19. Jahrhunderts der Musikschriftsteller Friedrich Rochlitz für ihren „Glanz, Geschmack“ und ihre „Gelehrsamkeit wie Seb. Bach“ bewundert.
Ob sich der große Bach und sein Kollege jemals über den Weg gelaufen sind, weiß man nicht. Ob der eine die Werke des anderen kannte, ist genauso wenig überliefert. Für Hans-Christoph Rademann, seines Zeichens Leiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart, war es jedenfalls einmal an der Zeit, ein musikalisches Treffen zwischen diesen beiden Barockmeistern zu organisieren. Und so kommt es bei der diesjährigen Ausgabe der Stuttgarter Bachwoche zu einem spannenden Klangdialog zwischen Bach und Zelenka (21. bis 27. März).
Ausgewählt hat Rademann für das Programm mit seinen sechs Konzerten geistliche Werke. Im Mittelpunkt stehen Vertonungen des Magnificat von Bach und Zelenka. Zudem präsentiert man jeweils auch eine „Missa brevis“. Wobei ein besonderes Augenmerk jener Fassung gilt, die Bach 1733 für Dresden komponiert hatte und die als Urform seiner bedeutenden h-Moll-Messe gilt. Auch diese Rarität führt Rademann mit dem Jungen Ensemble Stuttgart auf, das sich aus Musikern und Musikerinnen aus aller Welt zusammensetzt. Zwei Wochen lang werden sie sich unter der Leitung von Rademann mit diesen barocken Meisterwerken beschäftigen – und zwar in öffentliche Proben.
Überhaupt entpuppt sich auch die „Bachwoche“ 2022 wieder als eine Mischung aus musikalischer Werkstatt und feinem Barockfestival. So stehen tagsüber nicht nur Meisterkurse und Workshops an. Unter dem Titel „Zur Sprache gebracht“ gibt es Vorträge von Musikwissenschaftlern wie Ulrich Konrad und dem bedeutenden Zelenka-Dirigenten Václav Luks. Abends finden dann die Konzerte in der Musikhochschule statt. Für das Eröffnungskonzert der „Bachwoche“ öffnet hingegen traditionell die Stiftskirche ihre Pforten. Und das Datum für dieses Konzert ist natürlich wohl gewählt. Denn am 21. März jährt sich nunmehr zum 337. Mal Bachs Geburtstag. Für den entsprechenden Geburtstagstusch tut sich Rademann mit seiner Gaechinger Cantorey zusammen. Und mit handverlesenen Vokalsolisten feiert man dann den Jubiläumstag im besten Originalklang sowie mit gleich zwei Glückwunschkantaten aus der Feder Bachs. Die eine schrieb er zum Geburtstag Fürst Leopolds von Anhalt-Köthen. Und über die andere – die Kantate „Tönet, ihr Pauken! Erschallet Trompeten!“ – durfte sich Kurfürstin Maria Josepha freuen.

Guido Fischer, 12.02.2022, RONDO Ausgabe 1 / 2022



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