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Als 1978 György Cziffra sämtliche „Ungarische Rhapsodien“ von Franz Liszt in einer phänomenalen Einspielung herausbrachte, nahm sie Attila Csampai zum Anlass, dem deutschen Publikum ein wenig den Kopf zu waschen. Denn während Cziffra jenseits der Grenze in seiner französischen Wahlheimat quasi auf Händen getragen wurde, tat man ihn hierzulande, wo man laut Csampai das philosophisch verbrämte Klavierspiel bevorzugt, eher als lediglich sensationellen Virtuosen ab. Dieses Fehlurteil verfolgt den 1994 verstorbenen Cziffra zwar immer noch. Aber wer anlässlich der gebündelten Aufnahmen, die der Ungar zwischen 1956 und 1986 für das Erato-Label gemacht hat, jetzt nicht von diesem spannungsgeladenen Spiel sofort gefesselt ist, möge halt weiter seine deutschen Altmeister hören. Den Großteil des Programms nimmt Cziffras Leib- und Magenkomponist Franz Liszt ein. Und mit seiner Raubtier-Pranke sowie einer gleichermaßen lyrischen Diesseitigkeit, die nichts an Poesie vermissen lässt, macht er nicht nur die Solostücke und Klavierkonzerte zu wahren Abenteuern und Dramen. Gleiches gelingt ihm bei Schumann (allem voran bei der Toccata) sowie beim zweiten großen Schwerpunkt namens Chopin. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Piècen von Rameau bis Balakirew, bei denen man angesichts Cziffras toller bis tollkühner Tastenkunst nicht aus dem Staunen herauskommt. Ein besseres Geschenk hätte man den Czriffra-Fans anlässlich seines 100. Geburtstags am 5. November nicht machen können.
Guido Fischer, 18.12.2021, RONDO Ausgabe 6 / 2021
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