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(c) Slawek Przerwa
Mit freundlichen Grüßen vom Schönheitschirurgen. Der Sponsorenabspann von Aleksandra Kurzaks jüngstem Album offenbart einmal wieder, wie schwer es heute selbst für eine namhafte Sängerin ist, eine eigene Aufnahme finanziell zu stemmen. Vom polnischen Chopin-Institut, wo sie ihren Anfang nahm, über Stationen bei Decca und Sony sind ihre Plattenaktivitäten inzwischen beim französischen Label Aparté angekommen.
Die 44-jährige Polin, seit einigen Jahren zudem stolze Drittfrau Roberto Alagnas und gern mit ihm als vielgebuchtes Operntandem unterwegs, ist ein „ambitioso spirto“, ein ehrgeiziger Geist. Sie hat sogar über die Gilda in Verdis „Rigoletto“ promoviert. Die Sopranistin stammt aus einem Opernhaushalt, ist eminent musikalisch, im Musiktheaterbetrieb ob ihrer Zuverlässigkeit geschätzt.
Angefangen hat sie in Breslau, wo sie 1999 als Susanna in „Le nozze di Figaro“ debütierte. Anschließend studierte sie in Hamburg, war von 2001-2007 zuerst als Mitglied des Opernstudios, dann mit der Spielzeit 2003/04 fest im Ensemble an der Hamburgischen Staatsoper.
Da sang sie auch Mozart, er stand aber nie wirklich im Fokus ihres Repertoires, das damals auch Barockpartien und schnell die lyrischen italienischen Rollen umfasste. Inzwischen hat sie sich, auch an der Seite ihres Gatten, bis zur Rachel in Jacques Halévys „La Juive“ und Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ wie „Tosca“ emporgearbeitet.
Insofern bedeutet das jetzt vorgelegte Album mit Mozart-Arien von Aleksandra Kurzak eine Überraschung wie einen vokalen Rückschritt. Eigentlich ist es ja auch nur eine halbe Scheibe, denn als instrumentales Hauptwerk gibt es mit dem ihr von früheren Projekten bestens bekannten, ohne Dirigenten antretenden Wiener Morphing Chamber Orchestra mit seinem Konzertmeister Yuuki Wong und dem Solobratscher Tomasz Wabnic eine natürlich fließende, in freier Klangrede artikulierte Sinfonia concertante KV 364/320d obendrauf.
Dem gegenüber stehen sechs große Mozart-Arien, vom Frühwerk „Mitridate“ des 14-Jährigen bis zum finalen „Clemenza di Tito“. Auch wenn das zur Entstehungszeit nicht so festgelegt war, durchmisst Aleksandra Kurzak in einem ihr professionell längst entschwundenen Repertoire, das sie offenbar unbedingt noch festhalten wollte, einen Vokalambitus vom hohen Koloratursopran der Königin der Nacht bis zum Soprankastraten Farnace, mit technischen Hürdenläufen wie Fiordiligis „Per pietà“ oder Konstanzes „Traurigkeit ward mir zum Lose“. Auch die dramatisch grundierte „Non più di fiori“-Arie der Vitellia ist dabei. Was sie erstaunlich sauber hinbekommt, auch wenn die Stimme bisweilen wie hinter Filtern aufgenommen klingt.
Auch hier schwingt das Motto „Concertare“ mit, wenn Aleksandra Kurzak etwa in den intimen, vokal fein ausgeführten Dialog mit dem Bassetthorn, dem Horn, Oboe oder Geige tritt. Und noch immer findet sie erstaunlicherweise den Silberton für Zaides Arie „Ruhe sanft, mein holdes Leben“ oder den juvenilen, ein wenig überspannten Leidensüberschwang der Fiordiligi. Insofern ist dieses diszipliniert eingesungene Album der Beweis, dass auch ein Schritt zurück für eine reife Sängerin bisweilen eine stilistische Grenzerweiterung sein kann.
parté/hm-Bertus
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