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(c) Carole Parodi
Ein Stück so brutal und beziehungszart, so ambivalent wie das 20. Jahrhundert. Das ist Sergei Prokofjews sowjetpopulistisch durchwirktes und trotzdem bei den damaligen Machthabern durchgefallenes Schmerzenskind „Krieg und Frieden“. 14 Damen- und 45 teils episodische Herrenrollen sieht dieses viereinhalb Stunden dauernde Liebes- wie Schlachtenepos nach dem ausufernden Zeitpanorama-Roman von Leo Tolstoi vor. Am Genfer Grand Théâtre hat Rebecca Ringst einen rotweißgoldenen Rokoko-Salon als kostbare Schachtel auf die Bühne gestellt. Darin lässt Calixto Bieito mit großer Souveränität die von allen Vokalprotagonisten simultan gespielten Geschehnisse zwischen Leidenschaft und Kampf um Napoleons Russlandfeldzug 1812 ohne jeden Szenenwechsel im fernen Spiegel der vulgären Moskauer Oligarchengesellschaft von heute ablaufen. Der desillusionierte Andrej des geschmeidig sehnigen Björn Bürger ist der erste, der sich freikämpft. Dann folgt Natascha (die sehnsuchtsvoll-intensive Ruzan Mantashyan). Sie alle werden – begleitet von anschwellenden patriotischen Gesängen des jetzt das feudale Zimmer enternden Volkschors – im Krieg nicht dieselben bleiben. Bieito braucht die enervierende Ruhe des Anfangs, um die Ängste auszustellen, die nicht nur den Salon auseinandersprengen. Rechts sitzt vor einem gläsernen Schachspiel, ganz in Weiß, als Einpeitscher der Marschall Koutouzov (grandios machtvoll: Dmitry Ulyanov). Später, nach dem sich Andrej und die endlich emanzipierte Natascha doch noch zu seinem Sterben gefunden haben, wird der zu einer Art Sektenführer. Diese so unerhörte Oper klingt fast immer spannend, knallig, wenn es muss, fein und melancholisch, wenn es darf. Und stets macht sich da dieser typische Prokofjew-Ton breit: trocken, sachlich, sarkastisch, auch mal lärmig vulgär, alle Stile des 20. Jahrhunderts amalgamierend und doch ein eigenes Idiom treffend. Genau den trifft auch Alejo Pérez am Pult des seit 18 Monaten hier erstmals wieder in großer Besetzung aufspielenden Orchestre de la Suisse Romande mit fast schlachtenführerhafter Akkuratesse und Weitsicht.
Matthias Siehler, 23.10.2021, RONDO Ausgabe 5 / 2021
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Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr