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Sie haben 18 CD-Boxen mit klassischer Musik produziert, Herr Solte. Die sehen alle gleich aus. Mausgrau. Warum?
Sebastian Solte: Die Verpackung ist Teil des Konzepts. Neue Kompositionen stehen bei uns gleichberechtigt neben dreihundert Jahre alten Werken, das reicht von Bach über Boulez bis Bertrand. Ich verlege ein Repertoire, das mich interessiert, weil es entweder unbedingt entdeckenswert ist oder weil bestimmte Interpreten dazu etwas Besonderes beisteuern.
RONDO: Sie machen das seit sechs Jahren im Ein-Mann-Betrieb. Können Sie davon leben?
Na ja. Ich lebe nicht gerade in Saus und Braus in einer Villa im Grunewald. Aber es reicht aus. Auch für unbekannte Musik gibt es einen Markt.
RONDO: Ihre Nummer 1 war 2015 die Ersteinspielung der Oper „Kopernikus“ von Claude Vivier. Wieviel haben Sie davon verkauft?
Auf lange Sicht läuft der Vivier überraschend gut. Ich hatte mir nicht zu erträumen gewagt, dass gleich die erste Veröffentlichung Preise gewinnt. Und die zweite mit den Goethe-Liedern von Wolfgang Rihm dann noch mal. Das hat sehr geholfen.
RONDO: Wie hoch war die Auflage?
Tausend Stück. Inzwischen bin ich optimistischer geworden. Von den Schulhoff-Liedern beispielsweise wurden gleich mehr aufgelegt.
RONDO: bastille musique ist so was von old school, Sie haben nicht mal eine Webseite, oder?
Die ist schon lange in Planung. Sie soll ja richtig gut werden. Facebook, Twitter, Instagram gibt es aber schon … …
RONDO: und Spotify?
Lehne ich ab, das ist eine Entwertung von Musik. Sie quasi umsonst anzubieten, ist tödlich für all die Komponisten und Interpreten, die ihre eigne Musik machen und produzieren. Musik ist etwas wert, das muss sich darin widerspiegeln, dass man eine Aufnahme, die man hören möchte, auch bezahlt.
RONDO: Trotzdem gibt es Ihre Alben jetzt teilweise auch als Stream und Download?
Ja, wir sind neuerdings bei Bandcamp. Man kann da ein paar Stücke vorhören, kostenlos. Natürlich nicht alles. Aber man kann sich genug vortasten, dass man weiß, ob man das Album haben will oder nicht.
RONDO: Warum sollte man eine CD noch haben wollen? Die ist doch ein Auslaufmodell!
Ja, die CD ist tot.
RONDO: Wie bitte?
Ich meine: die nackte CD. Als Gesamtpaket ist sie das noch lange nicht. Mit einem Booklet, auf schönem Papier gedruckt, das man in der Hand halten kann, mit Autograf-Seiten, mit Fotos: So wird die CD zum Sammelobjekt.
RONDO: Hoffen Sie!
Ich prophezeie Ihnen: Die CD wird ein Schicksal haben ähnlich wie die Schallplatte. Teils interessiert das ältere Leute, die nicht alles am Bildschirm lesen wollen. Oder jüngere, die sagen: Ich finde es toll, so ein Objekt zu besitzen. Oder die Japaner. Die wollen was zum Anfassen. Neulich hat sich der Vertrieb Tokyo M-Plus bei mir gemeldet. Sie haben die Produktbeschreibungen ins Japanische übersetzt und die Nachfrage bei ihren Händlern getestet. Dann kam die Order. Ich hatte mit zehn Exemplaren pro Nummer gerechnet und musste plötzlich auf einen Schlag über tausend Stück zusammenbasteln in meiner kleinen Manufaktur im Wohnzimmer. Zum Glück haben mir Freunde geholfen.
RONDO: Klingt wie ein Märchen: bastille musique expandiert!
Genau: too big to fail!
Eleonore Büning, 16.10.2021, RONDO Ausgabe 5 / 2021
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