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(c) Damian Pertoll
Alles hat hier schon mehr Kraft und Leben (…) und man glaubt wieder einmal an einen Gott.“ Als Geheimrat Goethe 1786 auf seiner „Italienreise“ Station in Südtirol machte, war er schlicht hin und weg von dieser gesegneten Landschaft. Und wenn er noch hätte miterleben können, wie das damals eher verschlafene Meran sich schon bald in eine blühende Gartenstadt verwandeln würde, er hätte seitenweise Gedichte über sie geschrieben. Seit dem 19. Jahrhundert hat es in die Kurstadt aber nicht nur die Reichen und Schönen sowie die Goethe-Kollegen Franz Kafka und Gottfried Benn gezogen. Selbstredend ließen es sich auch prominente Musiker in der Thermenstadt mit ihren Spielkasinos und Pferderennbahnen gut gehen. So waren hier Grieg, Bartók, Puccini und Schönberg zu Gast. 1922 begleitete Richard Strauss im Rahmen des ersten „Meraner Musikfests“ im Stadttheater ein eigenes Liedprogramm. Ein Jahr später leitete Bruno Walter bei der zweiten Festival-Ausgabe das Meraner Kurorchester. Bis heute genießt Meran bei Klassikstars weiterhin einen ausgezeichneten Ruf. Die Atmosphäre auf der Kurpromenade, die subtropische Vegetation, das architektonische Jugendstilensemble aus Kurhaus und Pavillon des Fleurs – all das bildet ein Komplettpaket, mit dem das 1986 gegründete Klassikfestival sofort in den Belle Etage der europäischen Festival-Szene aufsteigen sollte. Musikalische Lebensqualität auf höchstem Niveau bekommt man somit auch ab Mitte August vier Wochen lang geboten. Barock, Jazz und Chanson, große Orchesterkonzerte und göttliche Solo- sowie Ensemblestimmen bilden da ein facettenreiches Programm, bei dem Überraschungen garantiert sind. Countertenor Valer Sabadus schlägt mit der etwas anderen Klassik-Band Spark den Bogen von Vivaldi hin zu Songs der Rock- und Popcombos Rammstein und Depeche Mode. Und die österreichische Schauspieler-Legende Peter Simonischek präsentiert mit den Österreichischen Salonisten sowie Stücken unter anderem von Charlie Chaplin und Nino Rota eine musikliterarische Hommage an Joseph Roth. In den insgesamt 26 Konzerten, mit denen man auch so manche Kirche bespielt, kommen darüber hinaus zahlreiche Meisterwerke aus erster Meisterinterpretenhand nicht zu kurz. Das von Vasily Petrenko dirigierte Royal Philharmonic London und die Top-Geigerin Julia Fischer spielen Beethovens Violinkonzert. Die beiden Heißsporne Fazil Say (Klavier) und Patricia Kopatchinskaja (Violine) widmen sich den Sonaten von Schubert, Brahms und Janáček. Und während das pianistische Energiebündel Yuja Wang sich für Bach und Haydn mit dem Mahler Chamber Orchestra verbündet, setzt Valery Gergiev mit seinem Mariinsky Orchester den spektakulären Festival-Schlusspunkt. So klingt das pralle Leben in Meran.
südtirol festival merano.meran
16. August – 19. September
www.meranofestival.com
Tickets: +39 (473) 49 60 30
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