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James Levine, 2013 © ralph and jenny/Wikimedia / CC BY 2.0
„Ich bin wahnsinnig stolz auf alles, was wir zusammen geschaffen haben.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich James Levine 2016 von seinen New Yorker Fans und Mitarbeitern. Nach genau 40 Jahren als Musikdirektor des örtlichen Operntempels MET zwang ihn seine Parkinson-Krankheit endgültig zum Rückzug. Rund 2500 Aufführungen und knapp 90 Opern hatte er hier dirigiert. Wobei er bei all seiner Liebe gerade für die romantischen Operndramen von Verdi und Wagner das lange Zeit eher konfektionierte MET-Repertoire auch mit Klassikern der Moderne durchlüftete, etwa mit Schönbergs „Moses und Aron“ und Bergs „Wozzeck“. Als Levine also jetzt seinen Abschied verkündete, konnte er aber noch nicht ahnen, dass er schon bald wieder große Schlagzeilen machen würde. Denn im Oktober 2016 war es ein 46-jähriger Mann, der Levine wegen sexueller Belästigung anzeigte und damit zahlreiche weitere Enthüllungen ins Rollen brachte. Die MET zog die Reißleine und kündigte die Zusammenarbeit mit Levine auf. Ein juristisches Kräftemessen folgte. 2019 einigte man sich aber doch außergerichtlich – mit der stolzen Entschädigungssumme von 3,6 Millionen Dollar für den gefallenen Pult-Star.
Angefangen hatte es für den Mann mit dem markanten Lockenkopf und dem obligatorischen, über die Schulter geworfenen Handtuch wie auf Rosen. Aufgewachsen in Cincinnati als ein „völlig normales Wunderkind“, war Levine gerade mal 21 Jahre alt, als er 1964 von George Szell zum Cleveland Orchestra geholt wurde. Sechs Jahre war er dort der Assistent des gebürtigen Ungarn. Und wenngleich Levine sich später zu einem Instrumentalmusik-Dirigenten entwickeln sollte, der im Gegensatz zu Szell den Klang bisweilen mit atemberaubend gedehnten Tempi zelebrieren sollte, war diese Begegnung für ihn wegweisend. 1971 debütierte Levine sodann mit Puccinis „Tosca“ an der MET. Hier reifte er zu einem international gefragten Opernspezialisten, der in Bayreuth den „Parsifal“ und bei den Salzburger Festspielen Mozart dirigierte. Und dass er dann selbst das versnobte New Yorker Opernpublikum etwa mit Mozarts „Idomeneo“ begeistern konnte, bewies er in den 1980er Jahren in der Inszenierung Jean-Pierre Ponnelles und mit Big Pavarotti.
Als Levine 1999 sodann zum Chef der Münchner Philharmoniker ernannt wurde, war das prominenteste Dreigestirn, das damals in einer Musikmetropole zu erleben war, komplett. Immerhin leitete da gerade Zubin Mehta das Opernhaus und Lorin Maazel das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die Ära Levines sollte jedoch nur fünf Jahren dauern. Die ganze Hin- und Herfliegerei zwischen New York und München zehrte an seinen Nerven und seinem Körper. Weshalb er ab 2004 lieber die Leitung des Boston Symphony Orchestra übernahm. Und mit diesem Top-Orchester entstanden auf dem hauseigenen Label Aufnahmen u.a. von großen Mozart-Sinfonien und Ravels „Daphnis“, die Levine auch in seinen späten Jahren als sensibel zu Werke gehenden Klangfetischisten zeigen. Zusammen mit seinen Mahler- und zahlreichen, auch auf DVD vorliegenden Opern-Einspielungen hinterlässt Levine, der jetzt im Alter von 77 Jahren in Palm Springs gestorben ist, somit eine Diskographie, die ihn unumstößlich als einen ganz großen Musiker ausweist.
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