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Nach Monaco, besser noch auf den Casino-Felsen von Monte-Carlo, und nicht nur der rollenden, hoffentlich geldverheißenden Kugel, sondern auch der Künste wegen? Mais biensûr! Schließlich beherbergt die in schönster Belle-Époque-Manier verzierte Glücksspielstätte unter ihrem Dach auch ein veritables Opernhaus. Das kein Geringerer als Charles Garnier, Architekt des berühmten Pariser Musiktheatertempels, entworfen hat. Auf den 524 Polstersesseln erlebt man nicht nur die wohl eindrücklichste Pelzmanteldichte überhaupt. Hier wird ab nächstem Jahr die weltberühmte Mezzosopranistin Cecilia Bartoli als Intendantin amtieren. Hier spielt das 1874 gegründete Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo unter seinem gegenwärtigen Chef Kazuki Yamada, hier singen während der Opernsaison auch die Goldkehlen und es tanzten die Stars der wiederbelebten Les Ballets de Monte-Carlo unter ihrem Chefchoreografen Jean-Christophe Maillot. Dessen größter Fan ist übrigens Caroline Princesse de Hannovre, die Schwester von Fürst Albert II. Beider Mutter wiederum, Princesse Grace, kam schon 1970 auf die Idee, den Printemps des Arts de Monte-Carlo als ein internationales Musikfestival zu etablieren, das jeweils an vier bis fünf, dicht mit Ereignissen vollgepackten Wochenenden den herrlichen Frühling an der Côte d’Azur mit erlesenem Musikgenuss verbindet. Auch ihm steht nun, seit 1984, die Prinzessin von Hannover vor. Der künstlerische Leiter Marc Monnet präsentiert in seiner letzten Saison (er wird nach 19 Spielzeiten durch den Komponisten und Dirigenten Bruno Mantovani abgelöst) wie meist ein breites Musikrepertoire, vom 11. bis zum 21. Jahrhundert, sowie Filmprojektionen, Theater, Poesie, traditionelle und zeitgenössische Tanzaufführungen. Die Hauptachsen des Festivals sind: Hommagen an bedeutende Komponisten, die besten europäischen Orchester, dazu klassische wie zeitgenössische Quartette und Ensembles von internationalem Ruf sowie Weltpremieren herausragender zeitgenössischer Komponisten. Besonders gefördert werden zudem erstklassige neue Talente, von denen einige für das Festival-eigene CD-Label aufnehmen dürfen. Jedes Jahr treten im Printemps des Arts de Monte-Carlo mehrere Hundert Gastkünstler unterschiedlicher geografischer Herkunft und Disziplinen auf, die auch immer wieder ein in Europa weniger bekanntes musikalisches Erbe aufweisen, beispielsweise das Symphonic Kimbanguiste Orchestra Kinshasa oder das Royal Ballet of Cambodia. Mal gibt es ein japanisches Wochenende, eine ungarische Nacht, einen marokkanischen Tag oder einen mongolischen Abend – hier sollen Erwartungshorizonte erweitert werden. Neben den Konzerten gibt es auch eine Vielzahl von „Casual-Musikmomenten“, von ungezwungenen Treffen mit den Künstlern, Konferenzen von Musikwissenschaftlern, Meisterkursen mit Gastkünstlern und die sehr beliebte „Überraschungsreise“. Die Preispolitik des Festivals ist äußerst freundlich und bietet zudem freien Eintritt zu vielen Veranstaltungen und für Kinder, auch ermäßigte Preise für Jugendliche.
Die Aufführungen des Printemps des Arts finden trotz der Winzigkeit des Fürstentums an über einem Dutzend verschiedener, oft magischer Orte in und um Monaco statt, bisweilen auch an intimen oder gar geheimen Spielplätzen, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Natürlich ist die Opéra sowie der Casino-Platz mit seinen historistischen Bauten ein bevorzugter Spielort. Die größeren Produktionen weichen aus in das im Stadtteil Larvotto dem Meer abgerungenen Kongressforum Grimaldi mit seinem Theater und seinen bis zu 3000 Personen fassenden Sälen. Der 2000 eröffnete Komplex ist freilich von sachlicher Nüchternheit. Der zweite Orchesterspielort ist das Auditorium Rainier III, ebenfalls ein moderner Mehrzwecksaal unterhalb des Casinos. Doch auch die Museen und Sammlungen dieses sehr besonderen Staates werden bespielt und mit Klängen gefüllt, ebenso ein Parkdeck. Oder das Gefängnis. Und natürlich schließt ein Besuch in Monaco auch die Chance auf die Rest-Riviera ein! Dieses mal beschauliche, mal intensive Festival ereignet sich sich in idealer Lage im Herzen der mythischen Côte dʼAzur und bietet seinen Besuchern die Möglichkeit, den touristischen Reichtum der Hotspots von St. Tropez bis Cannes, Nizza und Menton zu genießen, nicht zu vergessen das nahe gelegene provenzalische Hinterland und das benachbarte Italien an der Riviera dei Fiori. Die verschiedenen Künste vermischen, Brücken zwischen den Disziplinen bauen, das hat seit mehr als einem Jahrhundert Tradition in Monaco. Monte-Carlo – das ist eben mehr als nur Meer.
www.printempsdesarts.mc
Hier gibt es die Touristen, die Mondänen und die Möchtegerns, wenige Einheimische, Franzosen und Italiener auf Ausflug, die Spieler, die Feiersüchtigen und die Kunstinteressierten – eine echte Mischung Monte-Carlo. Auch beim Printemps des Arts. Letztes Jahr fiel das Festival der Pandemie zum Opfer, 2021 lädt letztmalig der Maurizio-Kagel-Schüler Marc Monnet in den Fürstenstaat. Die aktuelle Ausgabe soll vom 11. März bis zum 12. April stattfinden, ein zeitnaher Blick auf die Website ist aber wie überall angeraten. Es sind 16 Konzerte, drei Meisterklassen, vier Uraufführungen geplant. Fünf Themen werden näher beleuchtet: Die Wiener Schule, Franz Liszt, die französische Musik, das Cembalo und das Musical.
Matthias Siehler, 27.02.2021, RONDO Ausgabe 1 / 2021
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