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RONDO: Mr. Kennedy, waren Vivaldis »Vier Jahreszeiten« die Initialzündung für Ihre »Four Elements«?
Nigel Kennedy: Seine programmatische Musik hat mich definitiv inspiriert. Auch ich habe mich ja mit meinem Werk eines bestimmten Themas angenommen: den Elementen Luft, Erde, Feuer und Wasser. Ich fragte mich, was ich ganz konkret mit den einzelnen Begriffen verbinde. Die Erde zum Beispiel ist der Planet, auf dem wir leben. Ich assoziiere mit ihr Bodenständigkeit, Stabilität. All das hatte ich beim Komponieren im Kopf.
RONDO: Gerade »Earth« orientiert sich sehr stark am Rock. Mit Klassik hat es eigentlich nichts mehr zu tun.
Kennedy: Ich hatte nie das Ziel, ein rein klassisches Album aufzunehmen. Mein Plan war es, meine sämtlichen musikalischen Leidenschaften irgendwie zusammenzubringen – von Pop über Jazz bis hin zur Klassik.
RONDO: »Fire« kommt recht dynamisch daher. Steht das Element Feuer Ihrer Persönlichkeit am nächsten?
Kennedy: Sicher fasziniert mich die Energie dieses Stücks. Aber grundsätzlich ziehe ich ein langsameres Tempo vor. Deswegen habe ich in der Vergangenheit meist getragene Klänge komponiert. Bis mir Damon Reece, mit dem ich an meinen »Four Elements« arbeitete, völlig neue Perspektiven eröffnet hat. Er kommt ja aus dem Popbereich und versteht sich auf elektronische Musik. Sein Interesse war es, mich für mehr schnellere Passagen zu gewinnen.
RONDO: Mit seiner Hilfe tasten Sie sich bei »Air« zu Triphop-Beats vor.
Kennedy: Ich hatte den Ehrgeiz, da einen Bogen in die Gegenwart zu spannen – zum sogenannten Bristol-Sound, den Bands wie Massive Attack geprägt haben. Gleichzeitig verweisen die ersten Takte auf meinen klassischen Hintergrund. Mein Geigenpart ist eine Reminiszenz an Vaughan Williams´ »The Lark Ascending«.
RONDO: Fassen wir zusammen: Ihre »Four Elements« bewegen sich jenseits aller Regeln. Sie in Ihren Konzerten mit den »Vier Jahreszeiten« zusammenzubringen, ist also ein Wagnis.
Kennedy: Nicht unbedingt. Wenn ich mit einigen Mitgliedern meines Orchestra of Life auftrete, werden wir das Vivaldi-Werk auf keinen Fall in seiner ursprünglichen Fassung interpretieren. Wir haben großen Spaß daran, es ein bisschen zu modernisieren: mit Beats, womöglich sogar mit Gesang.
RONDO: Glauben Sie, das kommt beim Publikum wirklich gut an? Kennedy: In England wahrscheinlich nicht. Dort haben die Menschen nämlich eine ganz merkwürdige Wahrnehmung des Musikers Nigel Kennedy. Ich soll die »Vier Jahreszeiten« in der Fassung von 1989 spielen, sonst nichts. Aber hey, ich habe keine Lust, mich ständig zu wiederholen. Je weniger ich an meiner Vergangenheit klebe, desto freier bin ich doch als Künstler.
Dagmar Leischow, RONDO Ausgabe 4 / 2011
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