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(c) Felix Loechner
Montags blieb oft die Vorstellungsküche auch an der Bayerischen Staatsoper kalt – so wie inzwischen an den meisten deutschen Opernhäusern, wo der Wochenanfang nicht selten bis zum Donnerstag reicht und nur noch am Wochenende auf der großen Bühne gespielt wird. Wobei man die Münchner loben muss: Auch schon vor der Pandemie waren montags immer die seit 1811 abgehaltenen Akademiekonzerte des Bayerischen Staatsorchesters an diesem Tag zu hören und nicht selten wurde dies auch ein gern genutzter Premierentag. Generalprobe Freitag, dann Wochenende, dann ran an den Novitätenspeck! Der dafür an diesem kulturell sonst wenig genutzten Wochentag breite Rezeption empfing. Tempi passati, zumindest in der Ära der andauernden Pandemie. Doch auch diesen Umstand hat man an der Bayerischen Staatsoper in den letzten Monaten kreativ umgemünzt. Da man, anders als jedes andere deutsche Opernhaus schon vorher technisch in der Lange war, fast jede Premiere auch via staatsoper. tv auf der eigenen Webseite kostenlos zu streamen, anfangs nur live zu sehen, seit kurzem auch 24 Stunden danach noch abrufbar, hat man aus der Nicht-Spiel-Not eine virtuelle Tugend gemacht. Und zeigt während Lockdown-Zeiten die „Montagsstücke“, die alles umfassen vom Arienabend über die szenisch recycelten „Eight Songs for a Mad King“ von Peter Maxwell Davis, Ballettszenen und ganze Premieren, Sinfoniekonzerte, Liederabende, Kammermusik mit Gastkünstlern, Ensemblemitgliedern oder dem Opernstudio. Hinzu kommen noch terminierte Premieren, die nun nur einmal live gratis ausgestrahlt werden und dann ab Mittwoch drauf für 30 Tage abrufbar sind – für einen Obolus zwischen 4.90 und 9.90 Euro. Auf Marina Abramovićs herzhaft banale „7 Deaths of Maria Callas“ folgen ab Anfang November sieben weitere Live-Übertragungen. Seit November 2020 stehen zusätzlich die „Montagsstücke“ im (live kostenlosen) Stream auf dem Programm. Aktuell bis 20. Februar abrufbar – dabei semikonzertant und wirklich witzig – ist eine äußerst ungewöhnliche 85-Minuten-Kurzfassung von Franz Lehárs selten gespielter Hochalpenoperette „Schön ist die Welt“, mit dem Schauspieler Max Hopp als schrägem Conférencier und Friedrich Haider am Pult, der auch für Rumba und Tango in Tirol sorgt. Sogar eine Konfettilawine gibt es (siehe auch S. 32). Bis 27. Februar kann man sich zudem an einem Sinfoniekonzert mit Alt-Generalmusikdirektor Zubin Mehta delektieren. Der lässt unter dem Motto „Sehnlichstes Verlangen“ Schuberts Große C-Dur-Sinfonie behäbig aufrauschen und beschwört mit Camilla Nylund den sensitiven Strauss-Zauber der „Vier letzten Lieder“. Auch das Bayerische Juniorballett schwingt erstmals in diesem Rahmen bis 6. März das Tanzbein in einem Dreiteiler, darunter eine Uraufführung von Jörg Mannes. Und Pavol Breslik gestaltet, abrufbar bis 13. März, Leoš Janáčeks Liedzyklus für Tenor und Klavier „Tagebuch eines Verschollenen“ – ausnahmsweise eine Wiederholung vom letzten Juni. Am 13. Februar gibt es als vierte live und ohne Publikum gestreamte Premiere der Saison Carl Maria von Webers 200-jährigen „Freischütz“ in der Regie von Dmitri Tcherniakov, mit Antonello Manacorda am Pult.
www.staatsoper.tv
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