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Hat jetzt das Heft in der Hand: Sir Simon Rattle ist designierter Chefdirigent des BRSO (hier bei einer Probe) © Astrid Ackermann/BR
Auf zwei Hochzeiten zu tanzen und dabei zwei Top-Orchester hauptamtlich zu leiten, ist bekanntlich für Weltklasse-Dirigenten längst kein Problem. Sollte es aber dann doch mal zu strapaziös werden, muss man sich entscheiden. So wie Mariss Jansons, der bis 2013 gleichzeitig Chefdirigent des Amsterdamer Concertgebouworchesters und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks war. Als der große Lette damals nun mitteilte, dass er eines der beiden Orchester verlassen und leider nur noch als Gastdirigent zurückkehren werde, war man sich ziemlich sicher, dass er beim international wesentlich namhafteren Amsterdamer Klangkörper bleiben würde. Aber nichts da! Jansons blieb lieber fest in München und bei einem Orchester, das seit jeher allerhöchster Wertschätzung bei der prominenten Dirigentenzunft genießt.
Welche Strahl- und Zugkraft das BRSO besitzt, hat nun eine weitere Personalie unterstrichen, die in die Klassik-Szene eingeschlagen ist wie eine Bombe. Tatsächlich folgt auf den seit Jansons Tod im Jahr 2019 verwaisten Chefdirigentensessel kein Geringerer als Simon Rattle. Ab der Saison 2023/24 wird der Engländer – ausgestattet mit einem Fünfjahresvertrag – fest an die Isar wechseln und ein Orchester übernehmen, mit dem er nicht nur seit 2010 regelmäßig zusammenarbeitet. Nach eigenem Bekunden solle er ihm schon als 15-Jähriger verfallen sein. Damals gastierte das BRSO unter seinem damaligen Chef Rafael Kubelík in Rattles Geburtsstadt Liverpool. „Und dieses Konzert wurde für mich zu einer Art Maßstab für etwas, das man als Musiker erreichen möchte.“
Dass der knapp 65-jährige Rattle nun wieder einen Job in Deutschland übernehmen wird, war nicht vorauszusehen. Immerhin hatte er sich 2018 endgültig von den Berliner Philharmonikern verabschiedet, um in der alten Heimat mit dem London Symphony Orchestra ein renommiertes, musikalisch dennoch bisweilen wankelmütiges Orchester in eine hoffentlich glorreiche Zukunft zu führen. Erstaunlicherweise aber ist das Ende dieser Zusammenarbeit bereits jetzt schon wieder in Sicht. Natürlich hätte das LSO liebend gerne mit Rattle weiter musiziert. Doch der ursprünglich bis 2022 laufende Vertrag wurde von Rattle nicht verlängert. Um jedoch das Orchester nicht ganz vor den Kopf zu stoßen, hat er sich bereit erklärt, bis zu seinem Amtsantritt in München außerplanmäßig eine Spielzeit dranzuhängen.
Rattles abrupter künstlerischer Kurs- und Ortswechsel mag sicherlich auch familiäre Gründe haben. So behält er weiterhin seinen ersten Wohnsitz in Berlin. Zugleich aber hat Rattle nie verheimlicht, was er von dem Brexit und dessen Folgen hält. Dazu gehört wohl auch, dass sein Herzensprojekt, der Bau eines neuen Londoner Konzerthauses, erst einmal auf die lange Bank geschoben wurde.
Nun erwartet ihn in München ebenfalls eine langjährige Debatte um ein Alternativhaus zur Gasteig-Philharmonie, die von ihren klanglichen Qualitäten her nicht unbedingt hoch im Kurs steht. Wie bitter nötig München so ein neues Haus hat, wusste schon Mariss Jansons, der für die Finanzierung das gesamte Preisgeld des ihm verliehenen Siemens-Musikpreises gespendet hatte.
So möglicherweise nervend also die kulturpolitische Begleitmusik beim Amtsantritt ausfallen mag – musikalisch dürften Rattle und das BRSO aus dem Stand Großartiges leisten. Und wer schon jetzt auf den Geschmack kommen will, der streicht zwei Programme im März an – wenn man Werke von Purcell und Haydn über Strawinski und Messiaen bis hin den Zeitgenossen Ondřej Adámek und Georg Friedrich Haas spielen will.
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