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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Unter dem ehrwürdigen Kupferdach brodelt es: Burgtheaterchef Martin Kušej riss die Hutschnur © pixabay.com

Pasticcio

Raus aus der Endlosschleife

Endlich mal wieder Mozart hören. Komplett live. Ohne Streamfilter. Und gespielt von Mitsuko Uchida. Das wär´s doch. Aber auch auf ein Solo-Recital von Klarinettist und Komponist Jörg Widmann würden sich die von Corona geplagten und ausgebremsten Konzerthungrigen stürzen. In den deutschen Konzerthäusern stehen solche Auftritte vorerst noch in den Sternen. Angesichts des erneuerten und verschärften Lockdowns, mit dem die Bundesregierung einmal mehr die Schmerz- und Existenzgrenze hiesiger Kultureinrichtungen austestet. Und so muss man in den nächsten Tagen und Wochen eben nach Luxemburg reisen, um endlich auch prominent besetzte Konzerterlebnisse doppelt und dreifach zu genießen. Denn ganz im Gegensatz zu all den anderen europäischen Ländern hat man im winzigen Luxemburg anscheinend die Corona-Lage derart gut in den Griff bekommen, dass ab dem 11. Januar Konzertsäle und Theater wieder öffnen werden. Und so werden gleich Uchida und Widmann, aber auch Leonidas Kavakos und Vincent Peirani aufspielen.
Luxemburg bildet mit diesem Schritt aber eben die völlige Ausnahme. Die Schweiz etwa denkt um eine Verlängerung der Corona-Maßnahmen um fünf Wochen nach. Was für die Kultureinrichtungen bedeutet, dass sie voraussichtlich bis zum März geschlossen bleiben werden. Ähnliche Wege geht man auch in Österreich. So wurde gerade erst der Lockdown um eine Woche, jetzt bis zum 24. Januar verlängert. Was den Burgtheater-Chef Martin Kušej nun endgültig wüten ließ. „Ich denke, dass ich für alle Menschen spreche, die in den Theatern arbeiten, wenn ich frage: Wie lange sollen wir uns noch verschaukeln lassen?“, so Kušej in einer Pressemitteilung. Eigentlich war alles auf die Wiederaufnahme des Kulturlebens am 18. Januar ausgerichtet. Doch nun bleibt es erst mal weiterhin trostlos, wie Kušej betont: „Wie lange sollen wir noch über die Stöckchen springen, die man uns hinhält? Denn der Zeitpunkt für die Wiedereröffnung der Theater ist wieder ungewiss!“
Kušejs Stimmungslage können aber selbstverständlich auch all die Intendanten der bundesdeutschen Konzerthäuser bestens nachvollziehen. Zumal man eben nicht weiß, was nach dem vorerst von der Regierung ins Visier genommenen Stichtag 31. Januar nicht doch noch alles passieren kann. Die Konzertsaison 2020/21 ist jedenfalls längst ein Fiasko. Und das ganz dicke Ende wird dann wohl erst noch kommen, wie jüngst der erfahrene und weise Dirigent Marek Janowski gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“ prognostizierte. Angesichts völlig leerer Kassen wird man dann sich fragen, was man sich im Musikbetrieb noch so leisten will bzw. kann. „Ich befürchte“, so Janowski, „dass da in Deutschland einiges passieren wird.“

Guido Fischer



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