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(c) Wiener Staatsoper GmbH/Michael Pöhn
Dass seine alte Stuttgarter Inszenierung der „Entführung aus dem Serail“ von 1998 noch einmal exhumiert und an die Wiener Staatsoper überführt werden würde, hätte sich gewiss nicht einmal Regisseur Hans Neuenfels träumen lassen. Bogdan Roščićs Goethe-Devise indes lautet: „Das alte Wahre, faß es an!“ Neuenfels’ „Clou“ bestand seinerzeit in einer Verdoppelung der Sänger durch Schauspieler, das erscheint heute als reichlich in die Jahre gekommener pädagogischer Hilfsgriff. Mit Christian Nickel steht ein würdiger Bassa Selim auf der Bühne, Daniel Behle (Belmonte) und Regula Mühlemann (Blonde) sind Mozart-Sänger vom Fach. Dagegen ist Lisette Oropesa zwar der größte Star der Aufführung (seit ihrem spektakulären Einspringen in Giacomo Meyerbeers „Hugenotten“, Paris 2018). Über die Konstanze aber ist sie wahrlich hinaus. So erweist sich, dass auf Kante genähte Regiearbeiten von einst nicht einfach im Gemischtwaren-Sortiment eines Repertoirehauses wiederbelebt werden können. Und wenn dieses auch noch so superior ist. Man hätt’ sich’s denken können. Im Café Imperial, der schönsten Durchgangsstation auf dem Weg zur Oper (oder ins Konzert), denken wir heute über Vorbehalte nach. „Was gestrichen ist, kann nicht durchfallen“, sagte der große Otto Brahm. Anton Tschechow rief seinen Schriftstellerkollegen den poetischen Rat zu, „Anfang und Ende lieber wegzulassen“. Also, Aussparung, Vorbehalte, sind nichts Schlechtes. So gesehen, sollte man es gelassen abwarten, ob der Lockdown zu Ende geht oder sich schöne Aussichten als eitle Illusion erweisen. Falls ja, bleiben wir zuhause und lesen ein Buch. Wir trösten uns, dass manches immerhin nachgeholt werden mag. Zum Beispiel, was Robert Meyer, der nicht verlängerte Intendant der Wiener Volksoper, mit Franz von Suppés unbekannter Operette „Der Teufel auf Erden“ vorhat (ab 5.12.). Uraufgeführt zwischen seinen Meisterwerken „Fatinitza“ und „Boccaccio“, geht es um den Teufel, der aus der Hölle entwischt ist und wieder eingefangen werden muss (von Meyer als Höllenknecht). Die Wiener Staatsoper wartet endlich mal wieder mit einer echten Premiere auf: Hans-Werner Henzes „Das verratene Meer“, inszeniert von Jossi Wieler und dem neuen Chefdramaturgen Sergio Morabito (ab 13.12.). Dann folgt mit Calixto Bieitos aus Oslo und Paris importierter „Carmen“ wieder ein Rückfall in die alte Übernahmepolitik (mit Anita Rachvelishvili, ab 6.2.). Am Theater an der Wien ist die Rückkehr von Robert Carsens wundervoller, epochaler, nicht zu toppender „Platée“ zu begrüßen (erneut mit Marcel Beekman, ab 14.12.). Danach kommt eine Neuproduktion von Massenets „Thaïs“ (inszeniert von Peter Konwitschny, ab 19.1.). Schöne Sachen. Im Musikverein mögen verkürzte Programme Christian Thielemann sogar zupasskommen. Er dirigiert nichts als die Dritte von Bruckner bei den Wiener Philharmonikern (3.12., zuvor am 1.12. im Konzerthaus). Es folgen Zubin Mehta und, beim Neujahrskonzert, Riccardo Muti. Sowie Philippe Jordan mit Strauss’ „Alpensinfonie“ (14.–17.1.). Bruckners Fünfte zum Vergleich gibt es mit Lahav Shani und den Wiener Symphonikern (sowie Mozarts B-Dur-Klavierkonzert mit Francesco Piemontesi, 16./17.12.). Wie fast immer bietet das Konzerthaus unendlich viel mehr: Grigory Sokolov (2., 20.12.), Teodor Currentzis (3./4.12., 26.1.), das Hagen-Quartet (6.12.) und das Quatuor Ébène (10.12.), Anne-Sophie Mutter mit Lauma Skride (15.12.), Martha Argerich (21./22.12.), Christophe Rousset (16.1.), Maxim Mironov (16.1.), Marlis Petersen (27.1.) und, und, und. So sieht ein vorbehaltlos spannender Plan aus. Ober, zahlen!
Robert Fraunholzer, 12.12.2020, RONDO Ausgabe 6 / 2020
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