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(c) Evgeny Evtyukhov
Von Hause aus ist Fjodor Elesin ja Cellist, der zudem das Glück hatte, als Sechsjähriger der Legende Mstislaw Rostropowitsch vorzuspielen. Doch seit einem halben Jahr ist Elesin außerdem Kulturmanager, Musikplattform-Gründer und vor allem ein bestens vernetzter Macher, der für jedes Problem eine Antwort zu haben scheint. Wie unlängst bei dem von ihm für seine Plattform „Classic@Home“ organisierten, vierwöchigen Online-Festival „BEE250VEN“. In über 40 Konzerten wurde der Jubilar gefeiert, auch mit so manchem Jazz-Einschlag. Und im Rahmen der kompletten Präsentation der neun Sinfonien übernahm das gerade erst von dem russischen Dirigenten Mikhail Golikov gegründete, sich aus Musikern etwa des Mariinsky- und des Bolschoi-Theaters zusammensetzende Digital Orchestra den Großteil der Konzerte. Die Sinfonieaufnahmen wurde aus verschiedensten Sälen in St. Petersburg live übertragen. So auch die Neunte, für die man sich das „Staatliche Museum für Ethnographie“ ausgesucht hatte. Nur angesichts der Corona-Umstände musste man leider vor Ort auf einen Chor verzichten. Doch Fjodor Elesin hatte dafür eine zündende Lösung. Zuhause in Berlin ließ er 16 Sänger und Sängerinnen vom RIAS Kammerchor und der Berliner Staatsoper die Chorpartien der 9. Sinfonie aufnehmen. Und nach einem technischen Trick, mit dem er aus einem kleinen nun einen großbesetzten Chor gemacht hatte, wurde das Band live zur Orchesterfassung zugespielt. Wobei auch hier der Klang und die Abstimmung des Digital Orchestra derart perfekt war, dass man niemals geglaubt hätte, ein Ensemble zu hören, dessen Besetzung sich fortan ständig verändern wird. Überhaupt ist das Orchester für Elesin eine Art Supernova „an der Schnittstelle zwischen klassischer Musik und moderner Technologie.“ Und genau solche musikalischen Initiativen und Projekte möchte er denn auch mit seiner Classic@Home-Plattform fördern und realisieren. Die Idee für dieses Online-Projekt hatte Elesin im vergangenen März, im Zuge des Corona-Lockdowns. Mit der digitalen Plattform möchte er aber nicht nur weltweit Musiker zusammenbringen, hinzu sollen Stellen- und Bildungsangebote kommen. Und auch das soziale Engagement von Classic@Home ist Elesin wichtig. So haben sich Top-Musiker wie Patricia Kopatchinskaja, Nikolai Lugansky und Arcadi Volodos bereit erklärt, mit ihren digitalen Konzertbeiträgen eine ärztliche Behandlung für die beiden Botvin-Brüder zu finanzieren, den Kindern einer russischen Musikerfamilie, die an einem äußerst seltenen Gendefekt leiden. Spenden sind auch auf der Seite von www.classic-at-home.com möglich. Aber natürlich wird auch an all die beteiligten Künstler gedacht, denen es in Zeiten Coronas nicht gerade goldig geht. So kann man über einen „Applaus“-Button ganz nach Gefallen und eigenem Portemonnaie die immerhin rund 250 Musiker und Musikerinnen unterstützen, die allein beim Online-Festival „BEE250VEN“ zu hören gewesen sind. Dazu zählten die Pianistin Elena Bashkirova und der Trompeter Sergei Nakariakov, aber auch das Quartetto di Cremona sowie das Bratschenquartett der Berliner Philharmoniker. Schließlich ist Fjodor Elesin ja nicht nur passionierter Cellist, sondern bestens vernetzt.
Zu den Streams des BEE250VEN-Musikfestival:
www.classic-at-home.com
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