Natürlich hatten bereits vor Steve Reich amerikanische Komponistenkollegen ausführlich mit der kinetischen Kraft von rhythmischen Zellen experimentiert. Doch mit Reich erhielt die Minimal Music ungeahnte Schubkräfte. Besonders seine intensive Beschäftigung mit der balinesischen Gamelan-Musik, die er Mitte der 1970er-Jahre in Seattle und Berkeley kennengelernt hatte, inspirierte ihn zu Werken, die heute auch Pop- und Rockmusikern kultisch verehren. Zu ihnen gehört der aus Michigan stammende Multi-Instrumentalist Erik Hall, der jetzt Reichs 1976 komponierte „Music for 18 Musicians“ im Alleingang und in fleißiger Heimarbeit auf Klavier, elektrischer Gitarre und einem Moog-Synthesizer eingespielt hat. Mit seiner Fassung, die einen mit seinem unablässigen, raffiniert in sich verschachtelten Flow sowie all den prismatischen Klangfarben sofort gefangen nimmt, wollte Hall dem vor vielen Jahrzehnten von Reich eingespielten Original ziemlich nahegekommen. Es ist ihm mehr als gelungen.
Western/Cargo
Guido Fischer, 20.06.2020, RONDO Ausgabe 3 / 2020
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